Schwarzlicht

Tiefe Teppiche, nobel eingerichtete Räume und diskretes Personal: Das Delle Alpi ist ein
altehrwürdiges Luxushotel am Comer See. Hier beginnt der Kriminalroman, auf den die Krimiszene wartet: »Der rote Punkt« von dem jungen Bamberger Thomas Kastura, dessen Debüt »Die letzte Lüge« eines der besten deutschen Bücher seit langem war: Ein ehemaliger Bildreporter wurde da zum Mörder in einer atemberaubenden deutsch-italienischen Geschichte zwischen Antiglobalisierungsaktivisten, Berufsverbrechern und der Polizei. »Der rote Punkt« spinnt diese Geschichte weiter.
Im Delle Alpi will Viktor sich von seinen Abenteuern und Verletzungen erholen und nebenbei per Internet einige unsolide Antiquitätengeschäfte mit dem Hotelmobiliar tätigen. Aber ein seltsamer Polizist aus Frankfurt kommt dem Betrüger auf die Spur. Er kennt Viktors Vergangenheit, und er hat eine schlechte Nachricht: Erdem, der bad guy aus dem ersten Roman, hat überlebt. Und er wird erneut versuchen, Viktor, seine Tochter Phil und eine gemeinsame Freundin zu töten.
Nichts ist, wie es scheint: Immer wieder weiß Kastura zu überraschen, immer wieder lässt er die Grenzen zwischen Gut und Böse auf höchst gewitzte Weise verschwimmen. Man kann seinen zweiten Roman durchaus eigenständig lesen, eigentlich ist er aber mehr als nur eine Fortschreibung von »Die letzte Lüge«: Nämlich der unverzichtbare zweite Teil der Geschichte, der die losen Fäden schlüssig zusammenfügt. »Kill Bill« aus Bamberg, gewissermaßen. Brillant erzählt, hervorragend angelegt und mit großartigen Charakteren – ein Krimi von internationaler Spitzenklasse.

Thomas Kastura: Der rote Punkt. Goldmann, München 2004, 382 S., 7,95 Euro