Wut passt in die kleinste Hütte

Alle paar Jahre veröffentlichen Two Gallants ein Album, aber das sitzt dann auch

Immer knapp unter dem Hype segeln, in der Hoffnung, einerseits finanziell halbwegs akzeptabel über die Runden zu kommen, andererseits sich die Freiräume zu erhalten, die ein Hype und die auf ihn folgenden kommerziellen Zwänge zunichte machen würden: Man kann das als Programm der Two Gallants verstehen. Das Gitarre-Schlagzeug-Pärchen aus San Francisco hat sich für einen anderen Weg als ein musikalisch durchaus verwandtes Duo entschieden: The Black Keys starteten 2008 mit ihrem von Danger Mouse überproduzierten Album »Attack & Release« einen Lauf, der sie in die Mitte des Mainstreams geführt hat.

 

Adam Stephens und Tyson Vogel haben dagegen ihren Veröffentlichungsmodus deutlich entschleunigt. Nach zweieinhalb Jahren kommt mit »We are undone« mal wieder ein neues Album. Auf einen Starproduzenten verzichten sie (Karl Derfler hat allerdings schon mit Tom Waits gearbeitet), auf musikalische Weiterentwicklung ebenso. Warum muss man sich überhaupt weiterentwickeln? Two Gallants stellt man sich am besten als klassisches Folkduo vor, das seine Songs allerdings elektrifiziert und einer so simplen wie effektiven Rock-Dramaturgie unterwirft: Ausbruch und Kontemplation, Ekstase und Melancholie, Landflucht und Groß­stadtstress.

 

Hits entstehen dabei nicht. Aber die adäquate Widerspiegelung von Gemütslagen, die so viele Zivilisationsinsassen umtreibt — dieses Schwanken zwischen Euphorie und Niedergeschlagenheit, das Prekäre der Freude —, gelingt ihnen perfekt. Weil es ihrer eigenen Stimmung entspricht.

 

Es sind häufig kleine Motive, die ihre Songs eröffnen, aus ihnen könnte auch kontemplative Bauchnabelschau folgen, wie sie so viele konservative Neofolk-Vertreter betreiben. Stephens und Vogel wollen aber raus aus der Hölle der Intimität und jagen alle nur erdenkliche Energie in ihre Andeutungen von Melodie, bis diese melodischen Zellen nahezu bersten. Dann wütet unser Duo, und das Schlagzeug ist nicht dazu da, einen Groove zu spielen, sondern um zu stampfen und zu donnern.

 

Diese Aggressivität wirkt in sich gekehrt, auf sich selbstgerichtet, weswegen Stephens und Vogel wohl auch nicht auf Inszenierung bedacht sind — im Gegensatz zu den eigentlich grundbiederen Black-Keys-Musikern Dan Auerbach und Patrick Carney, die aber mittlerweile als todchice Blues-Role-Models gelten. Was ihnen bleibt, ist der Trotz der Straßenmusikerattitüde: Wir hätten ganz groß werden können, wir wollten es aber nicht. Ihre zahlreichen Fans wissen das zu goutieren.