Der Konzeptsurrealist

Eine grandiose Wundertüte ist die Schau des Amerikaners Darren Bader (*1978) im Kölnischen Kunstverein, für Veranstalter und Publikum eine Herausforderung! Auch wenn es meist Alltagsgegenstände sind, die in der Manier des guten alten Readymades präsentiert werden (zudem Foto, Film, Zeichnung), so ist doch nichts, was es zu sein scheint. Zu allem gehören Geschichten, Erläuterungen, Anweisungen. In zwei der drei gezeigten Avocados seien im Inneren Kiwis enthalten, in der dritten ein Chromkern. Was zu glauben, nicht aber zu sehen ist.

 

Vertrauenssache ist auch die vom Künstler vorgeschriebene regelmäßige Behandlung des Fells einer Trommel mit einem Haarwuchsmittel, damit dort vielleicht einmal Haare sprießen. Und wer sich als Sammler eine Arbeit Baders leistet, wird sein Leben ändern müssen, denn mit dem Erwerb geht man umfassende Verpflichtungen ein. Etwa die, sich von einem bestimmten Buch mehr und mehr Exemplare zulegen zu müssen. Andere Werke des ebenso ernsthaften wie aberwitzigen Konzeptsurrealisten bestehen aus seltsamen Texten, die in Objektform zu bringen dem Eigentümer (oder derzeit dem Kunstverein) aufgetragen ist. Auch gibt es Publikumsaufgaben. Das alles ist dem Begleittext zu entnehmen. Er gehört zur Ausstellung wie auch eine große Soundarbeit, einer der wenigen stabilen Bestandteile der Schau.

 

Es ist im Wortsinne eine Wechselsausstellung, sie verändert sich im Wochentakt. Manches lappt über die Raumränder des Kunstvereins hinaus, kleine Seltsamkeiten werden dort nach Baders Vorgaben inszeniert. Der Ausstellungstitel zitiert Schopenhauer, ist aber durchgestrichen, und wer sagt, dass ein Titel genügen muss? Schließlich findet die Eröffnung auch nicht am Anfang statt. Bei ihr wird Ende Februar ein nagelneuer Animationsfilm Premiere feiern, der es mit den Kunsterweiterungszukunftsfantasien besonders weit treibt: Weltverbesserung durch im All schwebende Riesenskulpturen ...

 

Als Kontrast zu Baders Diskurs­universum wird eine feine Malereiausstellung mit zeitgenössisch-alter­tümlichen Bildern des 1980 geborenen Ryan McLaughlin gezeigt. Sie ist der Auftakt zu einer neuen Reihe von kleineren Präsentationen im 2. OG des Kunstvereins.