Vorhang auf: Der Kinosaal im Turistarama-Keller | Foto: Manfred Wegener

Turistarama - Köln hat ein neues Kino

Vor genau zehn Jahren wurde die Lupe 2 geschlossen. Jetzt glänzen die Scheiben am Mauritiussteinweg wieder

Genau zehn Jahre ist es her, dass das Repertoire-Kino Lupe 2 geschlossen wurde. Seitdem gab es keinen Mieter in den Räumen am Mauritiussteinweg und die Glasfront machte einen zunehmend trostlosen Eindruck. Jetzt glänzen die Scheiben wieder. Am 12. März hat hier das Turistarama aufgemacht, nach dem Residenz die zweite Wiedereröffnung eines Kinos in der Kölner Innenstadt seit 2012. Eigentlich sollte schon letztes Jahr im Oktober die Leinwand wieder erleuchtet werden, doch da hatte der neue Betreiber Michael Tromp die Rechnung ohne das Bauamt gemacht. Eine Einschränkung gibt es immer noch: Die Empore, die den mit genau hundert Sitzen bestückten Hauptsaal im Keller mit ca. 25 Plätzen ergänzen soll, kann erst eröffnet werden, wenn ein weiterer Fluchtweg geschaffen ist.

 

»Rosemary’s Baby«, »Der Mann, der vom Himmel fiel«, »Der Krieg ist aus« — die alten Filmplakate im Foyer erinnern an die glorreichen Zeiten der Lupe 2. Ansonsten hat sich viel verändert: Das alte Kassen­häuschen — unsterblich gemacht durch eine Szene aus »Das weiße Rauschen« mit dem ganz jungen Daniel Brühl — steht nicht mehr. Der Raum wird jetzt durch eine wuchtige ovale Theke mit blauem Lichtspiel bestimmt, die allerdings eher in eine Bar auf Ibiza passen würde als in diesen sach­lichen Nachkriegsbau. Farben, Stile und Materialien werden im Turista­rama gewagt gemischt, das Ergebnis wirkt dennoch weniger aufdringlich als gemütlich — die meiste Zeit eines Kinobesuchs sitzt man ja sowieso im Dunkeln.

 

Entscheidender ist das Programm: Im März gab es als Neustart »A Most Violent Year«, für April waren bei Redaktionsschluss bereits »Das blaue Zimmer« und »Ruined Heart« jeweils im Original mit deutschen Untertiteln angekündigt — alles tolle Titel, die aber auch andere Kölner Kinos im Programm haben. Drei Filme werden pro Tag gespielt, jeweils um 16, 18:30 und 20:30 Uhr. Am Wochenende sollen Kinderfilme dazukommen und einmal im Monat sonntags ein Filmklassiker. Ob dafür noch mal der alte 35mm-Projektor angeworfen wird, ist ungewiss. Er steht dem zweiten Fluchtweg für die Empore im Weg.