Lieder statt Worte

Noch ein Liebesfilm: Ruined Heart von Khavn

Eigentlich ist es egal, wie die Geschichte von »Ruined Heart« geht. Man hat sie eh so oder so schon mindestens 56.389-mal erzählt bekommen, wie der Untertitel des Films versichert: »Another Love Story Between a Criminal and a Whore«. Ein namenloser Auftragsmörder rettet eine genauso namenlose Nutte und rennt mir ihr planlos doch zielgerichtet (oder umgekehrt?) durch eine schillernd triste Welt — ein Taumeln, bei dem sich Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, Erinnerung und Vision immer heilloser ineinander verschlingen.

 

Man muss auch nicht groß drüber reden, dass die Namenlose die Gespielin einer Unterweltgröße ist, der sie — wie nicht anders zu erwarten — wieder zurück haben will. Gerade bei diesem Gangstergott zeigt sich: Nur weil die Geschichte so ähnlich schon mal erzählt wurde, heißt das nicht, dass Regisseur und Drehbuchautor Khavn (»Mondo Manila«) nicht doch seinen Kreativsäften freien Lauf lassen kann. Und so macht der philippinische Vielfilmer ihn zu so etwas ähnlichem wie einem Sektenstifter, wenn nicht gar Welterlöser von allereigensten Gnaden. In den Abgründen von Manilas Unterwelt verwischen die Spuren zwischen organisierten Verbrechen und organisierter Religion.

 

Dazu passt die pop-pulp-barocke Inszenierung des Films: »Ruined Heart« wirkt wie eine aus allen Rudern gerannte Mixtur aus Oper, Musikvideo, Happening und Orgie — Bilder wie weit ausholende Gesten, grell gleißend trotz der oft gedeckten bis dunklen Farben. Und ständig läuft Musik, ein Gassenhauer jagt die nächste Coverversion. Zu hören sind unter anderem Grauzone und Stereo Total.

 

Die Lieder erzählen die Geschichte, während die Figuren beredt schweigen — miteinander zu sprechen, würde zu wenig führen. Den Killer gibt mit gewohnt konzentrierter Klarheit und ohne auch nur eine überflüssige Muskelregung Asano Tadanobu, einigen vielleicht aus Takashi Miikes »Ichi the Killer« bekannt. Die Nutte spielt mit atemberaubender Ausstrahlung die in Deutschland noch unbekannte Nathalia Acevedo. Was die beiden einander zu sagen haben, kriegen sie mit Zeichensprache hin; was sie voneinander wollen, macht die Körpersprache klar. Wie düster bis grausam es dabei manchmal auch zugehen mag: »Ruined Heart« ist ein heiterer Traum vom Glück.

 


Ruined Heart (dto) PHI/D 2014, R: Khavn, D: Tadanobu Asano,
Nathalia Acevedo, Vim Nadera, 74 Min. Start: 26.3.