Rausgehen! Das Manifest

Wir wollen raus. Drinnen waren wir lang genug. Raus in die Stadt –

denn die gehört uns! So macht es wieder Spaß, unsere Stadt zu nutzen:

§1  Wir sind viele!

Wir wollen, dass ihr uns zuhört. Ihr beruft euch immer auf Expertenwissen, aber wir glauben euch nicht mehr. Denn ihr kriegt weniger von der Stadt mit als ihr immer behauptet. Wenn es um die Stadt geht, sind wir die Experten.

 

§2  Wir wollen Plätze!

 

Plätze auf denen wir Platz nehmen können – ohne dafür zahlen zu müssen. Auch uns gehört die Stadt. Und wir sind nicht bloß die Kundschaft irgendwelcher »Events« und »Außengastronomie-Konzepte«. Wir sind nicht dazu da, eure schlechte Stadtplanung zu kaschieren!

 


§3  Wir fahren Rad!

 

Nicht wegen, sondern trotz des Kölner Verkehrs. Wir machen kaum Lärm, wir brauchen kaum Parkplätze, wir produzieren keinen Feinstaub. Wir wollen unser Rad auf der Straße fahren. Dann ist es sicherer für uns, die Fußgänger und die Autofahrer. Wir wollen nicht viel, aber wir wollen es schnell. Und nicht erst, wenn wieder jemand von uns vom Auto überfahren wurde.

 


§4  Wir gehen feiern!

 

Gewöhnt euch dran! Dabei machen wir Lärm. Ihr wollt eure Ruhe in der Stadt? Dann gewöhnt euch an die Langeweile. Und an die Menschen, die ausgehen: Gewöhnt euch dran, dass ein gutes DJ-Set mehr ist als eine Dienstleistung. Eure Lieblingsmusik gibt’s schließlich auch zu Hause!

 


§5  Werbung nervt uns!

 

Egal ob beim Warten in der U-Bahn oder beim Radeln auf der Ausfallstraße. Werbung raubt uns das Wichtigste: unsere Aufmerksamkeit. Egal, ob mit Pseudo-Anzüglichkeiten für Deo-Nutzer oder der Zahl des Tages. Kauft euren Scheiß doch selbst!

 


§6  Wir sind gute Esser!

 

Wir sind keine Schnäppchenjäger. Wir wissen, dass gute Lebensmittel ihren Preis haben. Wir finden es nicht obszön, dafür genau so viel Geld auszugeben, wie für andere Dinge, die uns gefallen. Aber denkt nicht, dass wir alles lecker finden, nur weil Ihr Bio-Produkte vom Discounter verwendet, aber gar nicht kochen könnt!

 


§7  Wir wollen trinken!

 

Kaffee, Brause, Wasser, Bier und Schnaps! Aber wir wollen, dass Bier nach Bier schmeckt und Kaffee nach Kaffee – und nicht nach Vanille und Gummibärchen. Trinkt euren Chemie-Abfall selbst! Verkauft das nicht, bloß weil ihr dafür Sonnenschirme bekommt. Und eure Functional Drinks kippt bitte selbst ins Klo!

 


§8  Manche von uns sind Eltern!

 

Wir wollen, dass es Kindern gutgeht, nicht nur unseren eigenen. Und wir wollen, dass alle Kinder die gleichen Chancen haben, egal wo in Köln sie aufwachsen. Nehmt Kinder ernst und verarscht sie nicht! Wir brauchen keine Hüpfburgen mit Reklame und Spielplätze mit Hundescheiße, sondern mehr Spielstraßen und Platz zum Toben!

 


§9  Wir pflegen, was allen gehört!

 

Wir wollen die Räume, die wir begehen, auch als ästhetische Situationen begreifen. Weil wir erst dann gegen eure gestalterischen Zumutungen kämpfen können. Das gilt für Plätze, für Parks und U-Bahn-Stationen – aber wir lassen uns nicht gern über die »Sauberkeit« dort von euch belehren. Denn Ihr selbst zerstört Parks und Grünanlagen, wenn ihr damit Geld verdienen könnt.

 


§10  Wir kennen die KVB!

 

Wir kennen sie in- und auswendig, denn wir verbringen viel Zeit in ihr. Nicht weil wir wollen, sondern weil sie langsam ist. Und teuer. Guter Nahverkehr ist für alle, er ist schnell und schnell erreichbar. Schafft ein, zwei U-Bahnen mehr pro Stunde, statt ein, zwei U-Bahn-Stationen mehr pro Jahrzehnt.

 


§11  Wir wollen reden!

 

Reden über Schandflecke, über Angsträume, über Gefahrengebiete. Polizei, Politik und Verwaltung verstehen unsere Stadt nicht so wie wir es tun. Wir streiten, verhandeln und einigen uns auch ohne Hilfe. Alle Macht dem Reden!