Raumteilung ohne Kettensäge

Knoebel trifft Reed trifft Bauhaus: Ein Glücksfall in den Krefelder Museen

 

Im Sommer sind die Museumshäuser Esters und Lange in Krefeld schon für sich genommen einen Ausflug wert: In den Gartenanlagen mit prächtigem Baumbestand und einem stets britisch gepflegten Rasen kommt das von Mies van der Rohe entworfene Ensemble in seiner beeindruckenden Schlichtheit bestens zur Geltung. Das geglückte Zusammenwirken von Gebäude und Außenanlage potenziert derzeit die in beiden Häusern gezeigte Kunst.

 

Haus Esters mit seinen großformatigen Fenstern hat Imi Knoebel (*1940) im Erdgeschoss mit »Kernstücke« (Ausstellungstitel) gewissermaßen möbliert, nämlich mit einem kleinen, feinen Querschnitt seines installativen und plastischen Oeuvres. Im ehemaligen Foyer fällt der Blick auf einige Schlüsselwerke des Düsseldorfer Künstlers, etwa auf den Keilrahmen (1968) an der Wand in seiner malerisch-skulpturalen Doppelfunktion: einmal als Verweis auf das darin vorstellbare Gemälde, zum anderen auf die davon befreite Eigenschaft als Holz-plastik. Davor hat Knoebel auf den Boden den kleinen Stahlkubus »Skulptur« (1988/2014) platziert, der die minimalistischen Plastiken von Richard Serra draußen spiegelt, die auf derselben Raumachse im Gartenrasen installiert sind. In dem einstigen Damenzimmer entführt ein blaues Quadrat (»Glas« 1992/2014) an der Fensterscheibe den Blick nach draußen und verrät Knoebels Nähe zu Blinky Palermo.

 

In Haus Lange lässt der in New York lebende Kalifornier David Reed (*1946) seine Gemälde als Fries mit etlichen Motivzyklen und Spiegelungen durch die großen Räume im Parterre laufen. Womit er »ähnlich wie Gordon-Matta Clark das Gebäude in der Hälfte« durch-schnei-de, so der Künstler, »allerdings nicht mit der Kettensäge, sondern mit Malerei!« Die beeindruckende Ausstellung ist in zweifacher Hinsicht eine Premiere: erstmalig arbeitet Reed ortspezifisch, erstmalig setzt er im Malprozess Schablonen ein. In den kleinen Räumen eine Etage höher finden sich zahlreiche Bleistiftnotizen, die tagebuchartig und oft sehr persönlich die Genesis seiner Zeichnungen, Gemälde sowie der Krefelder Präsentation reflektieren. So erfährt man, weshalb etwa die Ausstellung den Titel »The Mirror and the Pool« trägt und von welchen Malern Reed inspiriert wird. Tatsächlich ergibt Reeds Malerei, deren Emotionalität wie erfroren anmutet, ähnlich wie Knoebels strenge, bisweilen unterkühlte Kunst in der funktionalen Bauhausarchitektur eine vielschichtige Synergiewirkung.