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Spy und die aktuelle Agentenfilm-Welle

2015 — Das Jahr der Film-Spione! Frage: Warum jetzt? Antwort: Liegt wohl in der Luft. Ein flotter Wodka-Martini-Mix aus nostalgischer Retrohölle (Die schicken Anzüge! Die coolen Waffen! Die tollen Gadgets!) und Reaktion auf den medialen Überwachungs-Overkill der Jetztzeit (NSA! Drohnen! Dieter Bohlen!). Daniel-Craig-Entdecker Matthew Vaughn hatte mal wieder den richtigen Riecher. Er eröffnete die Agenten-Saison mit seinem stromlinienförmigen Party-Knaller »Kingsman«. Zurück in die Zukunft mit Schirm, Charme, Splatter und Roger-Moore-Gags. Weltweiter Kassensturz: weit über 400 Millionen Gold-Dukaten.

 

Das Baller-Sortiment hält weitere Jungs-Abenteuer bereit: Guy Ritchies Sixties-Spy-Spaß »The Man from U.N.C.L.E.« (nach der gleichnamigen TV-Serie) oder den neuesten bierernsten Bond-Böller »Spectre« mit Christopher Waltz als bösem Watz und jeder Menge Schleichwerbung. 

 

Dass es anders geht, demonstriert Paul Feigs »Spy: Susan Cooper Undercover« mit Melissa McCarthy (»Brautalarm«) als Spionin aus der zweiten Reihe. Neben vielen zotigen Griffen unterhalb der Gürtellinie und diversen Moppel-Witzen (brillante Beobachtung: Melissa McCarthy ist kein Mager-Model!) wartet »Spy« mit einer opulenten Riege an weiblichem Personal auf: Von der humorlosen, aber kompetenten CIA-Chefin (Allison Janney) über McCarthys verhuschte, aber kompetente Bürofreundin (Miranda Hart) zur elegant-zickig-kompetenten Bomben-Bösewichtin (Rose Byrne) und knallhart-kompetenten Profi-Killerin (Nargis Fakhri) gibt es fähige Frauen noch und nöcher. Interessant: Superagent Jude Law ist nur deshalb so gut in seinem Job, weil seine Computer-Partnerin Melissa McCarthy vom Büro aus immer den Überblick über seinen Feldstatus behält. Und Jason Statham hat zwar als grimmig-fluchender CIA-Macker eine enorm große Klappe, ist aber im Einsatz ähnlich trottelig wie Leslie Nielsen in »Die nackte Kanone«.

 

Auch wenn »Spy« weder die schickste, innovativste noch die lustigste Agenten-Parodie ist (das ist die amerikanische Zeichentrick-Serie »Archer«), so ist es doch dufte, dass nicht nur die Jungs ihren Spaß im Agentensandkasten haben. Andererseits: Wo bleibt eigentlich das neueste Reboot von Sixties-Agentinnen-Klassiker »Modesty Blaise«?