Foto: Manfred Wegener

Den Gipfel brechen

Das Nö-Theater sucht nach Sinn und Erfolgschancen von Protestbewegungen

Das nö theater hat sich im Juni an den Protesten gegen den G7-Gipfel im bayerischen Schloss Elmau beteiligt und bringt nun seine Erfahrungen zwischen Wald und Sperrzäunen, Polizeiketten und Protestcamp, Blockaden und Diskussionsrunden auf die Bühne. Ein Gespräch mit Regisseur Janosch Roloff.

 

 

War es selbstverständlich für euch als politische Theatermacher an den G7-Protesten teilzunehmen?

Selbstverständlich ist für uns eine gewisse Form von politischem Aktivismus in verschiedenen Netzwerken und Initiativen. In erster Linie sind wir aber Theatermacher. Mit dem, was wir liefern, bringen wir uns ein. An den G7 Protesten rund um Schloss Elmau teilzunehmen, hatten wir uns gezielt ausgesucht. Ich weiß nicht, ob wir das gemacht hätten, wenn G7 nicht Thema des Stücks gewesen wäre.

 

 

Wie kann ich mir eure Teilnahme konkret vorstellen?

Es gab viele Demos, an denen wir uns beteiligt haben. Die Polizeipräsenz war unheimlich hoch, wodurch Formen des zivilen Ungehorsams so gut wie unmöglich gemacht wurden. Nichts ist wirklich eskaliert. Wenn man es sportlich formuliert: Die Polizei hat haushoch gewonnen. Die Begegnungen im Protestcamp sind dennoch eine wichtige Erfahrung gewesen. Mich fasziniert es, wenn viele Menschen zusammenkommen und wirklich den Gegenentwurf auch leben. Geld hat im Camp eine sehr untergeordnete Rolle gespielt, alles wurde ohne Hierarchien organisiert.

 

 

Wie bringt ihr diese Erfahrungen auf die Bühne?


Wir werden von den G7-Protesten widerspiegeln, dass der Gipfel sehr unspektakulär verlaufen ist, auch medial. Außer in Satiren wurde er kaum bewertet. Das übernehmen wir. Und dass es die globalisierungskritische Bewegung, die sich seit über 15 Jahren auf Großereignisse wie G7 fokussiert, so nicht mehr gibt. Es ist völlig absurd, dass das Treffen nicht stärker wahrgenommen wurde. TTIP, Klimaschutz, Außen- und Sicherheitspolitik, es wurden da etwa zwischen Merkel und Obama wichtige Themen besprochen und Entscheidungen gefällt.

 

 

Im Grunde werden wir also wieder ein Theaterstück mit politischem Impuls sehen?


Der Anspruch, politisch wirksames Theater zu machen, hat uns dazu gebracht, beim ersten Teil der Gipfelstürmer zu provozieren: Dass die Menschen sich nicht weiter bestätigt fühlen in ihrem »Phlegma«, dass politischer Aktivismus keinen Sinn macht und die Welt sowieso nicht zu retten ist. Jetzt wollen wir herausfinden, ob das, was Menschen passiv sein lässt, ob wir das nicht umkehren können. Dass das zum Auslöser wird, sich zu engagieren.