»Nenn mich Snake« — Minister im Newsgame | Foto: thegoodevil.com

Gehaltvoll zocken

Die Spiele von »The Good Evil« sollen mehr als bloß Zeitvertreib sein

Spiele haben nicht den besten Ruf, schon gar nicht, wenn sie auf einem Bildschirm stattfinden. Besonders das Bildungsbürgertum wirft ihnen mal vor, Zeitverschwendung zu sein und die Jugend zu verdummen und abzustumpfen. Eine Kölner Spielefirma will den Gegenbeweis liefern. 2012 haben Linda Kruse und Marcus Bösch »The Good Evil« gegründet, nachdem sie sich im Studium am Cologne Game Lab kennengelernt haben. Beide entwickelten dort als Masterarbeit ein »Serious Game«. Was das ist? Ein Spiel, bei dem man etwas lernen soll. Die Übersetzung »Ernstes Spiel« klingt ein wenig spaßfrei und führt in die Irre. Auch ein Serious Game müssen die Gamer gern spielen, sonst bleibt der Bildungseffekt aus. 

 

Für die Good-Evil-Entwickler bedeutet die Bezeichnung deshalb auch schlicht »Spiele, die Inhalte vermitteln«. Selbstverständlich lernt man auch bei der Abenteuer-Reihe »Assassin’s Creed« etwas über Geschichte, während man sich über die Dächer des mittelalterlichen Damaskus schwingt, oder im Florenz der Renaissance einem Mönch die Kehle durchschneidet. Aber bei Serious Games ist dieser Lernprozess keine Begleiterscheinung, sondern der Zweck, dem das Vergnügen dienen soll. Beispiele dafür sind Titel wie »Pirate Fishing«, bei dem man einen politischen Skandal rund um den Fischbestand von Sierra Leone aufdecken muss, oder »Sweatshop«, das den Spieler zum Besitzer einer Textilfabrik macht. Je effizienter man dort seine Arbeiter ausbeutet, desto mehr wächst der Umsatz der Fabrik. All das geschieht in quietschbuntem Zeichentrick-Look und wird von Spielautomaten-Musik begleitet. Das macht nicht nur Spaß, sondern das ironische Design verstärkt auch den Inhalt des Spiels.

 

Das erste Spiel von »The Good Evil« dreht sich um Ökologie. In »Squirrel und Bär« sollen Kinder von drei bis neun Jahren den Tieren im Wald helfen und etwa das Bienensterben verhindern. Auf ihrer Reise begegnen sie Tieren, die nur Englisch sprechen und lernen so spielerisch erste Ausdrücke der Fremdsprache. 

 

Besonderes Interesse haben die beiden Entwickler an einer Unterform des Genres entwickelt: den sogenannten Newsgames, die sich mit Themen aus den aktuellen Nachrichten beschäftigen. Gerade haben sie ein Spiel für die »heute Show« konzipiert. Als Heiko Maas oder Thomas de Maizière muss man wie die Schlange aus dem Computerspiel »Snake« möglichst viele Daten fressen. Und weil es einen Auftraggeber gibt, kann man das Spiel wie viele andere News- und Serious Games kostenlos im Netz spielen.