Im Sturm der Gefühle

Im September und Oktober erfreut das Japanische Kulturinstitut mit einer Filmreihe zum Thema Jugendliebe. Eine heterogene Mixtur bieten die Programmacher — wahrscheinlich, weil sie allein aus den Filmbeständen der Japan Foundation ausgewählt haben. Aber wenn man genug Genialität und Poesie im Regal liegen hat, kann man sich so eine legere Herangehensweise auch mal leisten. Im September werden Werke aus den letzten sechs Jahren gezeigt, darunter eine Perle von Sono Sion (»Tokio Tribe«), die zwischen seinen Pop- und Pulpexzessen außerhalb Japans relativ wenig bemerkt blieb: »Be Shure to Share« (2009) — der Höhepunkt des Monats. Ebenfalls den Kinobesuch lohnen Kumazawa Naotos ab und an allerdings vor lauter Nettigkeit nerviger »Jinx!!!« (2013) und Motoki Katsuhides »It All Began When I Met You« (2013).

 

Die Filme im Oktober laden ein zur Kontemplation über das Verfließen der Zeit und was sie so mit den Filmen macht. In den 90er Jahren war das Kino ein anderes, leiseres und in mancher Hinsicht auch heitereres. Schön ist, dass man »Gegen den Strom« (1990) und »Lichtschimmer« (1992), Frühwerke des wunderbaren Sensibilisten Matsuoka Jôji, mal wieder sehen darf. Auch toll ist, dass mal wieder ein Plätzchen für eine Tora-san-Episode gefunden wurde: So heißt der freundlich-fröhliche Straßenhändler, der im Mittelpunkt von insgesamt fünfzig (!) japanischen Erfolgsfilmen aus den Jahren 1969 bis 1997 steht. »Tora sans verfehlte Liebe« (1971) führt nicht nur in die Anfangszeit der Serie zurück, sondern auch in ein Japan der Händler und Handwerker, das es damals schon so nur mehr in der liebevoll-wohlmeinenden Traumwelt von Regisseur Yamada Yôji gab. Zum Ende hin kommt das Programm dann doch noch einmal in unsere Tage zurück mit Trân Anh Hùngs brillanter Murakami–Verfilmung »Naokos Lächeln« (2010).