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The Fisherman

 

Sixties California-Pop galore. Nur dass der Mittdreißiger nicht aus Kalifornien, sondern aus Nafpaktos in Griechenland kommt. Aber dort rauschen die Wellen genauso so schön, wie man auf seinen Aufnahmen hören kann. Der Mensch betreibt klassisches Understatement. »I’m an amateur guitarplayer who plays a little bit of piano, -harmonica and bass. I’m also trying to sing sometimes«, schreibt er. Eine Stimme wie der junge Lennon, Top-Arrangements (ob nun im Sequenzer zusammengeschraubt oder mit einer Band eingespielt — völlig egal), catchy Hooks, spielt super Gitarre und Mundharmonika. »Soundclouder of the Day« war er auch schon. Letzteres sorgt üblicherweise für einen ordent-lichen Popularitätsschub. Zwei Alben hat er auf Bandcamp ver-öffentlicht, runterzuladen für ein paar Euro, ansonsten steht alles auch umsonst auf Sound-cloud. Einen Haken gibt’s: Die Lyrics sind?... nun ja, so leicht
wie die Musik.

 

 

Lorenzo’s Music »I never wanted to say« 

 

Die Band von Tom Ray, einem der beiden Music Manu mit Podcaster, spielt lupenreinen Mainstreampop. Der klingt in seinen besten Momenten nach Zoot Woman, in den weniger guten auch mal nach Bryan Adams oder gar Bruce Springsteen. Saxofone, straighte Drums, »Oh Oh« und »Uh yeah«-geprägte Reibeisen-Vocals, Achtelbässe, funky Gitarren. Für gewöhnlich assoziiert man derlei Musik irgendwie mit Musikbusiness, Geld und Verwertungsgesellschaften. Nicht so hier — die Musik wird ausnahmslos unter einer der freiesten Creative Commons-Lizenzen angeboten, remixfähig, kommerziell nutzbar. Irgendwie passt das nicht so mit der recht konventionellen Musik zusammen — macht aber auch einen gewissen Reiz aus: Bei genauem Hinhören klingt es doch nicht so mainstreamig, wie man zunächst annimmt.

 

 

VariousArtists, »La bèlpop«

 

Okay okay, stimmt: Musik von La bèl haben wir hier schon öfter vorgestellt. Dennoch: Diese Kompilation ist einfach zu schön, um sie nicht in unserer kleinen Kolumne zu besprechen. Außerdem feiert das kleine Netlabel aus Rom und Biella sein fünfjähriges Jubiläum mit einer Leistungsschau, die Indie in all seinen Spielarten liefert: Mal melancholisch (Summerfugl, RedTrees)  mal lustig-verspielt (Alessandro Coronas/Laura Mura, Madoka Ogitani), mal jazzig-experimentell (Adriano Orrù), Fusion ist auch dabei (Frank Wilke/Andrè Darius), es gibt Ambient — und sogar Jazzrock! Auch F.S. Blumm ist nach bereits zwei Veröffent-lichungen auf La bèl wieder dabei. Seine Zusammenarbeit mit Jonsson Gille und der Track der Labelmacherin Elisa Luu gehören zu den schönsten Momenten des Samplers. Fazit: Nicht alles rund, aber das meiste. Und das ganz umsonst (Spenden wie immer erwünscht).