Asynchron — Filme zum Holocaust

Ein kleines, aber exquisites Filmprogramm zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zeigt die Filmpalette diesen Monat: Erinnerungsarbeit bedeutet hier nicht nur, sich Verbrechen der deutschen Geschichte wieder ins Gedächtnis zu rufen — oder überhaupt erst von diesen zu erfahren —, sondern auch, Werke wieder ins Kino zu bringen, die von der Filmgeschichte bislang nicht weiter groß tradiert wurden.

 

Die Ausnahme bildet ein Film des ebenso genialen wie selbstgefälligen Claude Lanzmann, dessen »Sobibor, 14 Octobre 1943, 16 heures« (2001) als einziger Teil des Programms etwas geläufiger ist. Das Schaffen von Tsipora Reibenbach ist in ihrer Familiengeschichte verwurzelt. »Habehira Vehagoral« (1993) basiert auf Gesprächen mit ihren Eltern, beide Holocaust-Überlebende aus Polen, und ist die einzige ihrer Arbeiten mit einem gewissen Renommee. Das hat auch damit zu tun, dass das Thema vergleichsweise flott emotional in eine Schublade zu packen ist.

 

Ein kampfeswilliges Judentum zeigt Josh Waletzky in »Partisans of Vilna« (1986): Darin berichten rund vierzig Mitglieder des in der zionistischen Pionierorganisation HeHalutz organisierten Widerstandes gegen die Nazis von ihrem Tun — den Erfolgen wie den Desastern. Ghettolieder und jiddische Cover von Partisanenliedklassikern verleihen ihrer Kollektiverzählung noch einmal eine ganz andere emotionale Weite. Das Meisterwerk der Auswahl ist aber die Kollektiv-Arbeit »Ha’makah ha’shmonim ve’ahat« (1977), eine Mischung aus Archivmaterial-Montage und Singspiel. So eine Art von Umgang mit Geschichte sieht man heute kaum mehr. Man kann durchaus schockiert sein von dem Film, seiner Poesie, Wucht und seinem Willen zur Schönheit, die auch eine Art von Widerstand ist.