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Der Wettbewerb »Kurzundschön« fördert vielversprechende Talente

»Kurzundschön hat den Grundstein für die Festivalkarriere unseres Films gelegt«, erzählt Michael Binz. 2013 hat der damalige Student an der Kunsthochschule für Medien (KHM) mit seinem Kommilitonen Milan Ruben Kappen den Nachwuchswettbewerb in der Kategorie »Werbefilm/Social Spot« gewonnen. Ihr Kurzfilm »The Storyteller« spielt voller Witz mit den Herausforderungen des filmischen Erzählens. Von Binz stammt die Idee, Kappen führte Regie. Ihre Professoren hatten sie ermutigt, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Im Rahmen der Auszeichnung wurde der Film erstmals vor Publikum vorgeführt. Die gute Resonanz hat den Jungfilmern gezeigt, dass ihr Humor gut ankommt. Im Anschluss sind sie von anderen Festivals angeschrieben worden und »The Storyteller« hat noch weitere Preise gewonnen. Wer auf Festivals gezeigt und ausgezeichnet wird, macht sich einen Namen in der Branche, ist sich Binz sicher. Auch die Kurzfilmagentur Hamburg ist dadurch auf »The Storyteller« aufmerksam geworden und hat den Film unter Vertrag genommen. Seitdem ist er in 66 Kinos gelaufen. Ein schöner Erfolg, auch wenn es sich finanziell für die Filmemacher nicht gelohnt hat. Immerhin hätten die Schauspieler im Nachhinein ein wenig Gage bekommen, erklärt der 28-jährige Kölner. 

 

Kurzundschön wird von der KHM und dem WDR veranstaltet und fördert ausschließlich Studierende und Auszubildende. Sie können aktuelle Werke in acht Kategorien einreichen, vom Werbeclip mit maximal 20 Sekunden Länge bis zum zehnminütigen Kurzspielfilm. Die Preise in den einzelnen Kategorien liegen meist bei 1500 Euro. Die Gewinnerbeiträge werden nicht nur im Cinenova gezeigt, sondern im Anschluss auch im WDR und auf einem der digitalen Kanäle der ARD ausgestrahlt.

Für Michael Binz, dessen Abschlussfilm »Herman The German« sich ebenfalls zum Festivalhit entwickelt hat, haben vor allem die Wettbewerbserfolge noch einen weiteren positiven Effekt: Sie helfen gegen Selbstzweifel. Ihn haben sie darin bestärkt, weiterhin Komödien zu drehen. Die Chancen stehen gut. Gleich nach seinem Abschluss vor einem Jahr haben zwei Produktionsfirmen bei ihm angerufen, für die er nun Projekte entwickelt. »Im Studium wird gesagt, man muss selbst aktiv werden und Netzwerke aufbauen, bei mir war es umgekehrt. Das ist schon eine Luxussituation.« Er könne von seiner Arbeit bisher allerdings nur auf »studentischem Niveau« leben, bleibe aber optimistisch.

 

Inwiefern Auszeichnungen Einfluss darauf haben, ob man eine Förderung für ein Projekt erhält, ist jetzt für Diana Menestrey S. wichtig. Die KHM-Absolventin hat gerade für ein Gemeinschaftsprojekt mit zwei ehemaligen Kommilitonen Fördergelder beantragt und hofft, dass die Erfolge ihrer bisherigen Arbeiten dabei ins Gewicht fallen. Menestrey ist 2013 und 2014 bei Kurzundschön in der Kategorie »Walk&Watch: Kurzkino für Infoscreen« ausgezeichnet worden. Das Besondere an der Kategorie ist, dass die Firma Infoscreen die nominierten Filme auf ihrer Website zeigt und darüber abstimmen lässt. Der Gewinnerfilm läuft auf den Infoscreens an Kölner U-Bahn-Haltestellen. »Das fand ich super, das gucken viele Menschen«, sagt Menestrey. Da sie oft animierte Loops mache, hätten ihre Arbeiten zudem gut in die Kategorie gepasst. Ihre Animationen nehmen das Warten aufs Korn. Das überzeugte auch die Jury. »Solche Erfolge geben Mut, an sich selbst zu glauben«, sagt auch die 1985 in Bogotá geborene Kölnerin. »Aber wenn man ehrlich ist, dann ist es auch immer gut, etwas Geld für die Arbeit zu bekommen.« Die Überlegungen im Verlauf eines kreativen Prozesses dauerten lange und würden nicht bezahlt, so Menestrey. Im Studium würde einem eingeschärft, immer an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten, falls eines platze und um sich ein finanzielles Polster zu schaffen. Doch Menestrey hat die Erfahrung gemacht, dass jedes Projekt seine eigenen Herausforderungen birgt, sei es die stimmige Kalkulation oder die Beschäftigung mit Urheberrechten — und dass es schwer ist, von der kreativen Arbeit zu leben, geschweige denn Geld zurückzulegen. Auch deshalb seien Preisgelder hilfreich, sagt sie. Für ihre Diplomarbeit hat die Filmemacherin und Medienkünstlerin 2015 den Spiridon-Neven-DuMont-Preis erhalten. Die 7500 Euro Preisgeld haben ihr etwas Ruhe verschafft, um sich Neues zu überlegen und Projekte zu entwickeln. Jetzt hofft sie, dass die Auszeichnungen auch die Förderstellen überzeugen.