Georges Perec: »Geboren 1936«

 

Eine ständige Zersplitterung sei seine Familiengeschichte, ein Umherirren, Hoffen und Warten, Erinnern und Vergessen, schreibt George Perec in einem der autobiografischen Fragmente, aus denen sich »Geboren 1936« zusammensetzt. Geboren 1936 in Paris, als Sohn polnischer Juden, der Vater stirbt bei der Verteidigung von Paris, die Mutter wird in Auschwitz ermordet. Wie so oft kreist Perec auch in diesem Werk um den Zufall seines Überlebens und versucht sich über »thematisch organisierte Erinnerungen« der Leere, die der Verlust seiner Eltern hinterlassen hat, anzunähern. Der Band bietet zehn unterschiedliche Zugänge zu Perecs Werk, von Gesprächen über Listen bis hin zu einem Brief, in dem er Maurice Nadaeu von seinen geplanten Roman-Projekten erzählt. Man kann die autobiografischen Erinnerungsbruchstücke als Schlüssel zum Gesamtwerk Perecs lesen, als Einstieg in seine literarischen Experimente, Romane, Essays und Hörspiele, sie funktionieren aber, obwohl über einen Zeitraum von über zwanzig Jahren entstanden, auch als Autobiografie eines französischen Juden, geboren 1936.

 

Berlin: Diaphanes 2015, 9,95 €