Brüsseler

Brüsseler Platz 1, 50672 Köln, Belgisches Viertel

 

Im April schwelte Rauch aus dem Lokal am Brüsseler Platz. Der Brand markierte das Ende des St. Michael, einer der letzten Bastionen im Viertel, wo sich die Milieus noch mischten und Rentner neben vollbärtigen Turnschuhträgern
standen. Die neuen Betreiber wollen das offenbar weiterführen: ein Treffpunkt für alle mit Spaß am Durst­löschen und Fußballgucken, denn FC, Bundesliga und die europäischen Wett­bewerbe konnte man hier stets bestens verfolgen.

 

Ansonsten wurde der Laden gehörig auf Vordermann gebracht — indem vieles eben gerade nicht getan wurde. Die pittoreske Anmutung wird mit unverputzten Backsteinwänden und hutzeligen, selbstgezimmerten Tischen aus alten Werkbänken beschworen. Auch die Hocker am Tresen stammen ursprünglich offenbar aus Handwerksbetrieben. Dazu ein paar sakrale Bleiglasfenster, Marienstatuen und zweckfreie Überputz-Leitungen, an denen Energiesparlampen funzeln. Musikalisch wird man nicht gefordert: zuletzt lief lange Michael Jackson und zwischendurch auch mal nichts.


Die Getränkekarte ist funktional (Becks vom Fass 2,70 €/0,3l). Die offenen Weine, etwa Aulo rosso oder Pfälzer Riesling (je 4,80 € /0,2l), kriegt man problemlos runter. Und dann kommt der Heißhunger. Tagsüber steht Kuchen in der Vitrine, ansonsten sind  Bio-Brathähnchen mit Salaten angekündigt. Gab es bis Redaktionsschluss aber nicht! »Höhere Gewalt«, sagt der Kellner. Da kommt man angesichts der klerikalen Deko-Gimmicks etwas ins Grübeln.