David Shea & The Light

Letztes Jahr hat sich David Shea zurückgemeldet. So als ob nichts gewesen wäre. »The Room« heißt sein erstes Album seit fast zehn Jahren, es revitalisiert genau die Klangkunst, mit der er in den 90ern große Erfolge feierte.

 

Der New Yorker war damals der bevorzugte Soundart-Spezialist John Zorns, der auch seine ersten Alben produzierte. Shea balancierte seine Musik perfekt aus: Er überführte die assoziative Mon-tageästhetik der französischen Musique concrète in das digitale Samplingzeitalter, ging dabei aber ruhiger und unaufdringlicher vor als die Großmeister der Hektik Bob Ostertag und John Oswald. Shea orientierte sich an Clubästhetik und verarbeitete musikethnologisches Material, ohne opportunistisch auf vordergründige Effekte und Zeitgeist zu setzen. In den grellen bis geschmacklosen 90ern setzte er auf Subtilität und die Überzeugungskraft der feinen Abstufung. Leider hörte er irgendwann damit auf.

 

Mit »The Room« funkt er jetzt aus Australien und präsentiert seine Auseinandersetzung mit ostasiatischer und sakraler Musik und ihrem Widerhall in der mystischen Post-Avantgarde eines Giacinto Scelsi. Verstanden? Macht nichts. Wichtig ist vor allem, dass Shea sich treu geblieben ist und an seiner Idee einer multidimensionalen Musik festhält: Hören als ganzheitliche Erfahrung, die ebenso unsere vermittelte Erinnerung wie ganz unmittelbar sämtliche Sinnesorgane erfasst. »The Land of pure Illusions« heißt einer seiner exemplarischen Tracks.

 

Sheas Bruder im Geiste ist der -Kölner Frank Schulte, der hier — analog zu Shea in New York — in den 90ern für einige der aufregendsten Multimedia-Elektronik-Multidimensional-Ereignisse verantwortlich zeichnete. Anders als Shea hat der Turntablist, Sampling-Künstler und Raumproduzent nie den Faden abreißen lassen und bis heute seine Projekte zwischen freier Improvisation und Lichtinstallation lanciert.

 

Licht ist das Stichwort: Seine aktuelle Formation mit Trompeter Pablo Giw und dem Videokünstler Uli Sigg heißt The Light. Musik verstehen sie nicht linear als ein Ereignis, das, sagen wir, um 21 Uhr beginnt und eine knappe Stunde endet. Man muss sich ihre Klang-ästhetik vielleicht wie einen Kristall vorstellen, der von allen Seiten durchschaubar ist, dabei stets unsere Blicke bricht und in sich einen Raum zu konstituieren scheint, der unendlich groß ist.