Stephen G. Rhodes

Die pavillonartige Ausstellungshalle des Kölnischen Kunstvereins gleicht eher einem Schaukasten als einem beruhigten White Cube. Kein Ort für traditionelle Malereiausstellungen — dafür prädestiniert für das Spiel mit der Grenze zwischen Innen und Außen, eine Öffnung hin zum Stadtraum, die man durchaus programmatisch verstehen kann.

 

Ein Nebeneffekt ist, dass schon vor Ausstellungseröffnung Vorboten auftauchen. In den ersten Novembertagen, als alle medialen Kanäle campierende Flüchtlinge ins Bild rückten, erblickte man durch die Fensterfront an der Hahnenstraße ein riesiges weißes Zelt. Der Kurzschluss im Kopf führt auf eine falsche Fährte, aber auf die richtige Spur. Der 1977 in Texas geborene Künstler Stephen G. Rhodes, dem der Kunstverein seine erste große Einzelausstellung in Deutschland ausrichtet, nimmt in seiner multimedialen Arbeit Bezug auf historische Fakten und aktuelle gesellschaftliche Phänomene, konfrontiert sie mit alternativen Wertesystemen und entwickelt so seine eigene Erzählung.

 

Für die Kölner Schau produzierte Rhodes einen neuen Film und besetzt Pavillon und Kino mit einer komplexen, begehbaren Installation. Im Zentrum stehen zwei reale Orte: Das »Bayou Corne Sinkhole« in einem Sumpfgebiet in Louisiana, entstanden durch Einstürze nach Fracking-Bohrungen eines US-Unternehmens, was zur Evakuierung hunderter Bewohner führte. Zum anderen das »Sweethaven Village« auf Malta, eine Art potemkinsches Popeye-Film-Dorf, das 1980 für den Robert-Altman-Film errichtet und später in einen Vergnügungspark umgewandelt wurde. Die Geschichte der beiden Antipoden verknüpft er mit der gegenwärtigen Migrationsthematik sowie dem Prometheus-Mythos und Mary Shelleys »Frankenstein« — viel Stoff, der — hoffentlich — sinn- und augenfällige aufbereitet werden wird.

 

Auf Kontrast setzt auch der Kunstverein mit seinem Ausstellungs-Doppel zum Jahresende: Im zweiten OG versprechen die Arbeiten der in Berlin lebenden Fotografin Ketuta Alexi-Meskhishvilis (*1979 in Georgien) einen leisen, poetischen Gegenpart. Und eine geradezu akribische Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie.