Zwischen Tatort und TV-Geschichte

Regisseur Dominik Graf wechselt zwischen Fernsehen, Kino und Autorenschaft und Alltagsgeschäft. Das Filmhaus widmet ihm jetzt eine Reihe.

Dominik Graf steht alleine da im deutschen Gegenwartsfilm: Kein anderer schaffte es, so souverän zwischen Fernsehen und Kino, Genre-Alltagsgeschäft und Autorenkino hin und her zu wechseln. Vor einigen Monaten war er schon einmal im Kölner Filmhaus, als Überraschungsgast selbst für die Veranstalter: In bester Laune erschien er zur Vorführung seines ausgetillerten Heimatfilms »Doktor Knock« (1996) im Rahmen des Festivals »Besonders Wertlos«. Im kommenden März wird er zurückkehren mit seinem brandaktuellen Dokumentarfilm »Verfluchte Liebe Deutscher Film« (2016). 

 

Die bis April laufende Reihe im Filmhauskino zum Werk Grafs bricht am 4. Dezember quasi mit der Tür ins Haus. Sie startet mit einem Doppelpack der Totaltranszendenz: Gezeigt werden Grafs verfemtes Actionmeisterwerk »Die Sieger« (1994) und Robert Aldrichs rotzig-sinister-brechtianische Polizeifarce »Die Chorknaben« (1977). Graf as Graf can. Aber gibt es einen richtigen Eingang in ein Schaffen, in dem jeder Film plötzlich zur Öffnung werden kann auf überraschende Pfade, Geheimgänge und Dienstbotenhintertreppen?

 

Anders ausgedrückt: Es kommt immer darauf an, welche Fragen man den jeweiligen Filmen stellt. Schaut man zum Beispiel »Die Sieger« gemeinsam mit »Es werde Stadt! 50 Jahre Grimme-Preis in Marl« (2014), Grafs Dokumentation über die BRD und wie sie sich durch das Fernsehen selber sieht, dann steht eher der Chronist dieses Landes im Vordergrund. Neben seinem monumentalen Meisterwerk über die Liebe und die Revolution »Die geliebten Schwestern« (2014) sieht man in Graf eher den Rohmer’schen Essayisten des Begehrens, den Truffaut’schen Sucher nach der/dem Anderen. Während »Die Sieger« für sich genommen wirkt wie eine erste Verdichtung all des experimentierlustigen Konfektionswahnsinns, der sein Schaffen so beständig überraschend, fordernd, suchend, bahnbrechend macht, beginnend bei »Der Fahnder«, nicht endend bei seinen letzten »Polizeiruf 110«- und Tatort«-Folgen. Davon wird man in den kommenden Monaten allerhand zu sehen bekommen. Glückliches Köln.


Ab Fr 4.12., Filmhauskino, www.filmhauskino.de