Großer U-Bahnhof: Wandmalerei von Katharina Grosse | Foto: KVB

Trick 17: Das Riesengraffito

In der neuen U-Bahn-Haltestelle am Chlodwigplatz verschwindet der Beton hinter einer Farbexplosion

Mit einer Fertigstellung Nord-Süd-Bahn Linie 17, vorbei an der Stelle des Archiveinsturzes, wird nicht vor 2022 gerechnet. Sieht man einmal davon ab, dass die 17 in Italien eine Unglückszahl ist und das bisherige Procedere ums Stadtarchiv dem Rechnung zu tragen scheint, so lohnt nun immerhin die Besichtigung der im Dezember eröffneten Haltestelle Chlodwigplatz. Glücklicherweise unterscheidet sie sich von der »Kathedrale« am Heumarkt, bei der nur die Hoffnung bleibt, dass sie dereinst als Filmset für den allerletzten James Bond Film dienen und Geld ins sogenannte Stadtsäckel bringen kann.

 

Auch am Chlodwigplatz wurde nicht gerade gekleckert, aber die »Damenwahl«, wie Christian Schaller die Entscheidung der Künstlerin Katharina Grosse für den Architekturentwurf von Schaller und Partner in seiner Eröffnungsrede bezeichnete, erweist sich als Segen für die Gesamtgestaltung. Das vierte und letzte Kunstwerk, als Ergebnis des Kunstwettbewerbs »Art goes Undergrund« realisiert, ist gelungen — die Betonwand verschwindet unter einer erstaunlich heiter wirkenden Farbexplosion. Großflächig und raumgreifend lässt sich Grosses Intervention zwischen Chlodwigplatz und Gleisebene gehend oder Rolltreppe fahrend ausgiebig betrachten. Und die Setzung ist so selbstbewusst, dass vielleicht nicht einmal Graffiti auf dieses farbenprächtige Riesengraffito getaggt werden.

 

Die Gesamtwirkung verdankt sich auch der unaufdringlich sicheren Architektur, die Tageslicht bis auf die Bahnsteigebene fallen lässt. Dann gibt es noch eine Reminiszenz für Architekturfreunde, die sich an die Betonskulpturen von Fritz Schaller an der Nordseite des Kölner Doms erinnern, die vor zwei Jahren abgesägt wurden: Die sechs kantigen Betonpilze, die den Rand der Domplatte markierten und das Dach einer etwas tiefer gelegenen Bushaltestelle bildeten, waren das einzige, was von seiner Domplatten-Neugestaltung der 60er Jahre erhalten war. Dass sein Sohn nun Säulen in Pilzform die Decke in der großen elliptischen Verteilerebene unter dem Verkehrskreisel am Chlodwigplatz stützen lässt, ist ein schönes Aperçu.