Festival: fünfzehnminuten

Bei fünfzehnminuten gibt es eigentlich nur Gewinner: Künstler und Publikum. So ist das viel versprechende Festival angelegt, das von Köln aus versucht, eine seltsame Stagnation in der freien Szene zu beenden. Ok, bestimmt ist der Nachwuchs umtriebig und versucht fleißig, für sich Gelder von überallher zu besorgen. Doch wo sollen die ganzen No-Names und Newcomer ihre Stücke, Ideen oder neue Ästhetiken zeigen und wo kann man als Zuschauer oder Förderer das alles sehen?

 

Nach Vorbild des 100°-Festivals des Berliner HAU initiieren Leiter Dietmar Kobboldt und Dramaturg Tim Mrosek von der studiobühneköln jetzt zum vierten Mal fünfzehnminuten, das Festival für den Theaternachwuchs aus Nordrhein-Westfalen, dass sich zu einem der entspanntesten Get-together in der Szene entwickelt hat. Es gibt keine Kuratoren, jeder kann sich bewerben. Hauptsache man ist fix. Die ersten sechzig Bewerbungen schaffen es ins Programm. So steht das amateurhafte neben professionellen Performances, Lectures und Installationen — alles ist möglich, muss aber in den vorgeschriebenen Slot von 15 Minuten passen. Drei tagelang fließen Besucherströme munter durch den Saal, die Probebühne oder die kleine Schmiede unten im Keller. Im Café wird rege diskutiert, Kaffee oder Kölsch getrunken.

 

Gespielt wird bis in die Nacht,  jeder Künstler hofft auf den Preis, mit seiner ausgearbeiteten Inszenierung beim großen West-Off-Festival dabei zu sein. 2015 ging der an das Duo Sächsische Schweiz. Saskia Rudat und Ivo Schneider haben beide Physical Theatre an der Essener Folkwang Universität der Künste studiert. Ihren Short-Cut haben sie weiterentwickelt. Er läuft jetzt abendfüllend in Bonn, Düsseldorf und Köln unter dem Titel: »Stellen Sie sich vor, wir wären in Bern«. Das Stück ist weniger Stück, mehr ein assoziatives Textgewitter, aus dem sich eine Debatte über ihre rhizomatische Verbindung entzündet, die für beide zum Hindernis und zur Utopie wird. Das funktioniert, ist witzig und temporeich gespielt. So geht nachhaltige Stra­tegie zur Nachwuchsförderung.