Völlig verbohrt

Die Station für Rettungshubschrauber auf dem Kalkberg sackt ab. Ein solches Desaster war vorhersehbar

 

 

Auf die Idee, eine Station für Rettungshubschrauber auf einer Chemie-Müllhalde zu bauen, muss man erst mal kommen. Aber das war angeblich unter rund vierzig möglichen Standorten die beste Variante — und die günstigste. Mittlerweile sind die Kosten von elf Millionen Euro fast auf das Doppelte gestiegen. Ein Ende ist nicht in Sicht und von der Stadtspitze offenbar auch nicht beabsichtigt. Stadtdirektor Guido Kahlen (SPD) hält an der fixen Idee fest.

 

2011 war der Rat der Stadt ihm gefolgt und stimmte trotz Protesten für den Kalkberg in Buchforst. Die ehemalige Deponie gehörte zur Chemischen Fabrik Kalk, was dort verklappt wurde und wie es um die Standfestigkeit der Halde stand, wusste man nicht. Seit Dezember weiß man es: Die Halde sackt weg, in den Fundamenten und Aufbauten gibt es immer größere Risse. Dabei hatte ein von der Stadt beauftragter Gutachter keine Probleme gesehen — er bohrte aber auch bloß acht Meter tief in die Chemiemüll-Deponie. Hätte er tiefer gebohrt, hätte er eine zwanzig Meter dicke Kalkschicht entdeckt. Und die ist nach einem neuen Gutachten in Bewegung geraten, weil 50.000 Tonnen Erde auf den Kalkberg gekarrt wurden, um durch eine Aussichtsplattform einen Lärmschutz für die nahen Wohnsiedlungen zu errichten. Jetzt werden die 50.000 Tonnen Erde wieder abgetragen. So könne das Vorhaben gerettet werden, statt die Baustelle aufzugeben, erklären Stadtdirektor Kahlen und Johannes Feyrer, Leiter der Feuerwehr.

 

Damals wurde gesagt, wie dringend eine Verlagerung der Rettungshubschrauber an den Kalkberg sei. Das ist jetzt fünf Jahre her. Die Helikopter starten immer noch vom Flughafen Porz-Wahn, am Rande der Stadt. Dass es auf dem Kalkberg bald weitergehen könnte, ist nicht zu erwarten. Und ein neuer Standort müsste erst mal gefunden und beschlossen werden. 

 

Richtig wäre es gewesen, vor der Entscheidung die Risiken der Bebauung zu identifizieren und in der Kalkulation zu berücksichtigen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass etwas schiefgehen wird? Welche Verzögerungen wären damit verbunden, und wie hoch wären dann die zusätzlichen Kosten? Denn so sieht eine ehrliche Kostenschätzung aus. Dann hätte man aber den Kalkberg nicht als Standort anpreisen können. Es gibt übrigens  noch ein anderes Prinzip, das in Zeiten, in denen man Experten alles glaubt — auch wenn sich deren Gutachten oft als mangelhaft erweisen — dringend geboten ist: gesunder Menschenverstand.