Frische Milch mit Spinne: Foals halten sich fit

Hartes Erwachen

Die Foals veröffentlichen ihr viertes Album, die Fans rätseln noch

Aus jedem Traum erwacht man einmal. Was die Foals angeht, sind viele Fans in der Aufwachphase. Der Traum war schön, die Realität ernüchtert. »What went down«, das vierte Album der Band aus Oxford (mit kölschem Standbein: Gitarrist Jimmy Smith lebt am Rhein), ist ihr geradlinigstes, die Stücke sind direkt und beziehen ihre Power aus ihrer Vorhersehbarkeit: Was in der Fresse landen soll, landet in der Fresse. Kein Platz für Hintersinnigkeit, für Verzwirbeltes. Als würde »What went down« ihr erstes, kühnstes Album »Antidotes« (2008) aus ihrer Diskographie tilgen wollen. Auch »Holy Fire« (2013), bereits ein sehr eingängiges Album, aber dramaturgisch fein ausbalanciert und in seinem Spannungsaufbau grandios durchkomponiert, wirkt schon fast wie aus einer anderen Welt.

 

Dass die Foals sich dermaßen offen­sichtlich nach vorne spielen und ihre vielschichtige Klangästhetik, zu der nicht zuletzt die facettenreiche Stimme Yannis Philippakis’ zählt, dermaßen in den Dienst von Wumms-Bumms-Rocknummern stellen (auch die Balladen sind ostentativ unsubtil), hat viele Fans verstört. Wo sind all die Zwischentöne hin? Dabei ist »What went down« kein schlechtes Album, im Gegenteil: Es strotzt vor Kraft, die Band will eine große Party feiern und »liefert ab« (Musikjournalistenjargon). Keine Verweigerungshaltung, sondern maximale Erfüllung der Erwartungen, die sich aus »Holy Fire« extrapolieren lassen. Überaffirmation. Oder schlicht der Selbstgenuss, dass ein künstlerisch-intellektuelles Image nicht daran hindert, sich in Richtung, pardon!, Peter Maffay zu entwickeln (strukturell). Man darf davon ausgehen, dass die neuen Songs maximal bühnentauglich sind und sich perfekt in die Kon­zertsettings der großen Hallen fü­gen. Warum sollte eine Band, die vor 3000 Leuten spielt, auf der Büh­ne vergrübelt vor sich hin frickeln?

 

Ab dem nächsten Album dürfen die Urteile gefällt werden. Weil dann klar ist, ob eine Pfadabhängigkeit vorliegt, ob also die Band sich dem einmal eingeschlagenen Weg der Kommerzialisierung weiter verpflichtet hat oder ob sie sich nach der Freiheit, Hits zu schreiben, auch wieder die nehmen, kompliziertere Kalküle durchzuspielen. Wir sprechen uns in drei Jahren.