Mit der Oma zum Musikchecker

Golf könnten die nächsten Kölner Popstars werden

Wer bei dem Bandnamen als erstes an die berüchtigte Generation Golf, die Jugend der 90er Jahre, denken muss, liegt falsch. Die Mitglieder des nach dem Auto/der Sportart/ dem Strom benannten Quartetts sind gerade mal Anfang 20. In ihren zwischen Lakonie und Romantik pendelnden deutschsprachigen Popsongs verschmelzen sie tanzbare Elektrobeats, retrofuturistische Synthie-Sounds, Handgespieltes und Vocals mit dezent souliger Note. Mit ihrer vergangenes Jahr schon kurz nach Bandgründung veröffentlichten EP »Ping Pong« haben die aus Essen stammenden Wahlkölner für ordentlich Wind gesorgt. Label, Management, Book­ing — alles ist am Start. Das Goethe­institut hat Golf schon auf Tour durch Südostasien geschickt.

 

Das im Frühjahr erscheinende Album »Playa Holz« könnte sogar dafür sorgen, dass nach Annenmaykantereit die nächste Kölner Band zu Popstars wird. Golf bekennen sich voll zum Pop, Keyboarder Wolfgang Pérez: »Ich finde Kunst geil, wenn sie etwas hat, das jeder versteht: Wenn ich es meiner Oma zeigen kann und dem Musikchecker das auch gefällt.« Und so gibt sich die Band in ihren beiden ziemlich genialen, von dem angesagten Kölner Regisseur Fabian Podezswa gedrehten Videos zu »Ping Pong« und »Geheimnis« (YouTube!) zwar ganz schön arty und mysteriös, liefert auf der Tonspur aber eine ohrwurmige Leichtigkeit, der man sich kaum entziehen kann. Vor allem die Groove-Ballade »Geheimnis« besticht durch zärtlich verstrahlte musikalische Melancho­lie und verwaschene, traumsequenzartige Optik (der Clip wurde ohne Schnitte als Oneshot gedreht).

 

»Wenn ich drei Bands nennen müsste, die uns beeinflussen«, sagt Wolfgang, »dann wären das Bilderbuch, Phoenix und Whitest Boy Alive.« Eine nüchterne Selbsteinschätzung, die unbedingt noch um das Jeans Team ergänzt werden sollte, dem Prototyp deutschsprachigen, tanzbaren Elektropops. Musikalisch auf der eskapistischen Seite angesiedelt, entpuppen sich die Musiker ansonsten aber als Realisten. Trotz der guten Aussicht auf eine Popkarriere verfolgen alle Bandmitglieder nebenbei noch ein Studium, Sänger André Hörmeyer ist vor kurzem sogar extra wegen eines Studienplatzes nach Berlin gezogen, weshalb die Band nun quasi eine Fernbeziehung führt. »Köln ist aber unsere Basis und definitiv die coolere Stadt«, sagt Wolfgang, und trotz Augenzwinkern hat man beinahe das Gefühl, dass er es ernst meint.