Grand

Sushi. Heute, wo sich die kulinarische Verfeinerung auf Fastfood konzentriert, ist Sushi ein interessantes Phänomen. Sein Renommee ging den umgekehrten Weg. Nigiri und Maki galten in den 90er Jahren als Yuppie-Snacks, sie waren exklusiv, aber nicht sättigend. Heute ist Sushi Fastfood, und es liegt abgepackt beim Discounter. Dass es gastronomisch meist als All-you-can-eat angeboten wird und ökologisch heikel ist, hat den Ruf ebenfalls ramponiert.
Was wäre unter diesen Umständen von einer Sushi-Bar im Belgischen Viertel nicht alles zu erwarten? Kreative Neu-Ausrichtung? Offensiver Purismus des reinen Geschmacks? Ein ökologisch zertifiziertes Angebot?

 

Stattdessen präsentiert sich der Standard. Für eine günstige Pauschale (12,50€) kann man sich am Fließband gütlich tun. California Rolls, Thunfisch-Maki und Nigiri mit Lachs ziehen ihre Runden, der Reis hat nicht die feine Säure wie bei guten japanischen Adressen. Wasabi greift man ab, Ingwer sahen wir nicht. Auch warme Speisen sind im Preis enthalten, ebenso Spießchen, Teigtaschen, Misosuppe. Abends ist das Angebot vielfältiger, sieben sättigende Tellerchen kosten bloß 13,90€, All-you-can-eat 21,80€.

 

Es ist das Gegenteil der 90er Jahre: Man wird günstig satt. Kölsch gibt’s aus der Flasche, der Riesling von Brogsitter ist preiswert (5,50€/0,2l), die Bedienung ist ohne jeden Dünkel. Zum Preis eines Hamburgers ein paar Straßen weiter kann man hier das Fließband leerfuttern.