Verblüffend ernsthaft: Curd Jürgens

Besonders wertlos

Festival des eigenwilligen Films

Auch in diesem Jahr erreicht das Kölner Kinojahr seinen Höhepunkt schon im Vorfrühling mit »Besonders wertlos«, dem Festival des deutschen psychotronischen Films. Wem das P-Wort nichts sagt: Es bedeutet so viel wie »eigenwillig«, ausgesprochen stets mit einem Unterton des Staunens ob der schieren Verquerheit des jeweiligen Werkes. Man könnte auch sagen: Hier qualmt die Klotür, hier ist das wahre Kino zu Hause!

 

Höhepunkt dieses Durchgangs ist die Vorführung von Dominik Grafs und Johannes Sieverts Dokumentarfilm »Verfluchte Liebe deutscher Film«, der sich auch mit der psychotronischen Seite der deutschen Filmgeschichte beschäftigt. Als Gast wird mit Wolfgang Büld einer der für das Projekt interviewten Regisseure erwartet. Sinnigerweise gibt es flankierend zwei seiner Klassiker zu sehen: Einmal das mit Laien erstklassig durchgerockte Punk-im-Sauerland-Fernsehspiel »Brennende Langeweile« (1979), außerdem die mit Nena und Markus gepfefferte Neue-Deutsche-Welle-Schote »Gib Gas — Ich will Spaß« (1983). Ebenfalls mit einem Doppelpack am Start ist der Österreicher Rolf Olsen: »Der Pfarrer von St. Pauli« (1970) erfreut durch einen verblüffenden Sinn für das ernsthaft Besinnliche, während »Shocking Asia« (1974) wegen seiner offenherzigen Lust am Exploitation-Schmackes bei sanfteren Gemütern zu Melancholie-Anfällen führen kann. Ähnlich bedeutend ist der österreichische Abend mit Walter Bannerts ultrararem Neonazi-Mahn-Kracher »Die Erben« (1983) und Alt-Provo Hans-Christof Stenzels »Obszön — Der Fall Peter Herzl« (1981), in dem sich alles findet, was das Herz begehrt: Inzest, Terrorismus, Nutten und Luden, sowie Wien und Wuppertal. Etwas weniger kunstvoll ist Robert Adolf Stemmles neorealistischer, im Nachkriegs-Kaffeeschmuggel-Bermudadreieck BRD-NL-B angesiedelter Krimi »Sündige Grenze« (1951) — ein wiederzuentdeckender Klassiker des frühen Bonner-Republik-Kinos. Und wo genau Meister Alfred Vohrers »Sieben Tage Frist« (1969) im Geschmacks-Kanon-Regal mit seiner Mixtur aus dekadenten Edgar-Wallace-Barock und kühl-krasser Vergangenheitskonfrontation zu verschubladen ist — das wissen nur diejenigen, auf die man nix geben sollte.

 

 

Mi 2.3.–So 6.3., Filmhauskino
Infos: filmhauskino.de