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Gute Musik aus dem Netz

Für diese Ausgabe haben wir in der Playlist des »Breitband Magazins« auf Deutschlandradio Kultur gestöbert. Das Magazin ist im Übrigen nicht nur wegen der hervorragenden CC-Musik Auswahl hörenswert, aber wir wollen hier nicht abschweifen. Zur Sache:

 

 

Tiger Waves, »Tippy Beach«

 

Das ist sehr entspannte Surfmusik. Stellenweise erinnert der Sound der texanischen Band an die etwas weniger überdrehten Stücke der Beach Boys, inklusive dem typischen Hall auf den Gitarren und Gesang sowie dem obligatorischen Mellotron, was natürlich nicht im Original, sondern als gelungene digitale Emulation erklingt. Das tut der Sache aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: Tiger Waves wissen, wer sie sind und was sie wollen und verzichten bewusst auf unnötiges Bohei. Das ist auf seine Art erfrischend und taugt als Balsam für
die Seele.

 

 

Cistem Failure, »Cistemfailure«

 

Die Selbstbeschreibung trifft es: »Anarcha Feminist Banjo Mayhem!« Nun entfaltet ein Banjo vielleicht nicht so richtig viel Druck vom Sound her, aber hey, was geht diese Band ab! Nicht nur musikalisch, der souverän gespielte Up-Tempo-Folkpunk lässt nix anbrennen, nein, auch von den Texten her gibt es ordentlich was auf die Ohren. Da geht es gegen Unterdrückung in in ihren notorisch hässlichen Formen, um Selbstermächtigung, LBGT-Themen, Anarchie, mehr Toleranz und Akzeptanz und — ja — auch Revolution. Für manche vielleicht ein wenig zu radikal, aber für die Arschlöcher dieser Welt eine mehr als deutliche Ansage.

 

 

Boom Boom Becket

 

Wo wir anfangs schon bei entspannter Musik waren: Wer sagt denn, dass Musik immer neu und innovativ sein muss? Manchmal reicht es auch, wen sich eine Band an dem Jazz und Bossa Nova der späten 50er Jahre abarbeitet, ihre Musik in einem gediegen warmen Studioambiente perfekt aufnimmt und sie in ein ironisch an Blue Note erinnerndes Duotone Cover einpackt. Boom Boom Becket liefern  ein Album ab, das sich mit viel Wärme und Wohligkeit in die Herzen aller Nostalgiker schlingelt. Das tut nicht weh, das fordert nicht heraus, das ist einfach nur schön und bestens geeignet, den Stress der Postmoderne mit ihren verwirrenden Themen für eine knappe dreiviertel Stunde einfach mal hinter sich zu lassen.

 

 

Buddy #2, »Meatball«

 

Eine gelungene Compilation mit Garagenpunkbands aus (dem Vernehmen nach) Paris. Alles ist roh, der Sound scheppert, die Schlagzeuger und (stellenweise) Drumcomputer treiben die durchweg verzerrten Gitarren gehörig vor sich her. Die Aufnahmen sind standesgemäß so was von LoFi wie nur irgend möglich. Was die Bands unterscheidet ist der Gesang. Mal wütend, mal lethargisch, mal angepisst, mal abgetörnt. Und doch kommen alle mit jeder Menge Trotz daher, wirkt aber unterm Strich seltsam desillusioniert. Nichts,
was im klassischen Sinne schön wäre, dafür aber schön dreckig
und punkig ist.