Wir bauen eine neue Band

Alpentines begeistern mit einer ausgefuchsten Mischung aus Art- und Indierock

Tulp, Lichter, Voltaire — wer mit diesen Bandnamen etwas anzufangen weiß, muss ein echter  Kenner der deutschen Indiepopszene sein. Bei allen drei Acts handelt es sich um Formationen, die in den Nuller Jahren darum bemüht waren, deutsche Texte mit  anspruchsvoller Rockmusik zusammenzubringen. Die Ergebnisse waren teils beeindruckend, der Erfolg blieb allerdings aus — und so sind diese Bands (bis auf Tulp, die ihre Aktivitäten aber mehr ins Private verlagert haben) Geschichte. Mit Sänger und Gitarrist Kay Lehmkuhl (Tulp), Gitarrist Marian Menge (Voltaire) und Bassist Philipp Gosch (Lichter) haben sich nun aber drei Musiker dieser Formationen in Köln zu einer neuen Band zusammengetan, ergänzt um den Schlagzeuger Kurt Fuhrmann. Sie nennen sich Alpentines. Und sie sind verdammt gut.

 

Um mehr Abstand zu den Texten und mehr Möglichkeiten für seine Stimme zu gewinnen, hat Kay Lehmkuhl erstmals die deutsche Sprache über Bord geworfen: »Mit Alpentines will ich zugewandter schreiben. Deshalb der Wechsel ins Englische. Da stecke ich nicht so tief drin und kann besser von außen draufblicken.« Zudem ist Lehmkuhl ein Sänger, der eine Stimme à la Jeff Buckley wie ein Streichinstrument einsetzt — da ist die Vokallastigkeit der englischen Sprache natürlich zuträglicher. 

 

Bei nicht-deutschen Texten achtet man hauptsächlich  auf die Musik: Mit der Präzision und der Versiertheit einer Jazzband komponieren und arrangieren die vier Musiker kompakte Songs, deren Dramaturgie einem den Atem rauben kann. Der Song »Building it up« beginnt mit einem entspannten Akustikgitarrenriff, zu dem auf dem Xylophon geklöppelt wird. »Building it up, the tallest I’ve ever seen«, singt Lehmkul —und die Band nimmt ihn beim Wort: Orchestrale Schlagzeugtuschs gesellen sich hinzu, lärmige Feedbackgitarren, verstrahlte Synthies. Und nach ein paar weiteren Abzweigungen mündet die Nummer in ein stonerrockiges, tiefergelegtes Riff mit rhythmisch vertrackten Akzenten. Live und selbst auf CD klingt es leichtfüßig, schlüssig und absolut begehrenswert.

 

»Das Schöne ist, dass alle einen Gesamtblick auf das jeweilige Stück haben«, findet Lehmkuhl. »Ich schmeiß Ideen in die Runde, dann entwickelt sich bei jedem recht schnell  intuitiv etwas, was dann gemeinsam sehr genau ausformuliert wird.« Schon mit den drei Songs ihrer ersten Veröffentlichung haben Alpentines die Messlatte ganz weit nach oben gehängt. Jetzt bloß nicht locker lassen!

 

Tonträger: Die EP »Alpentines« ist unter facebook.com/alpentines erhältlich