Fantasy Filmfest Nights

Das fantastische Kino hat eine ganz eigene Sensibilität, wenn es darum geht, soziale Trends und Schieflagen allegorisch zu erkundschaften. Folgt man den bei den Fantasy Filmfest Nights präsentierten Filmen, liegt derzeit einiges im Argen. Dass sie bei ihrer Weltenerschaffung deutlich Kontakt zum Hier und Jetzt behalten, macht die Sache noch beklemmender.

 

Mit wenig Aufwand, aber effektiv beobachtet Stephen Fingleton in seinem atmosphärisch dichten Waldhütten-Kammerspiel »The Survivalist«, wie Zivilisationsverlust zwischenmenschliche Beziehungen paranoisiert, wie sich im Kampf um wenige verbliebene Ressourcen profundes Misstrauen auch unter Zweckgemeinschaften kräftig Raum verschafft. Der Film ist nicht zuletzt ein Filetstück für Freunde konzentrierten Erzählens: Fingleton schildert sein apokalyptisches Szenario eher latent als manifest. Zunächst beobachtet er, wie die Titelfigur ihr Überleben organisiert und konfrontiert ihn schließlich mit einer älteren Frau und deren Tochter, die um Einlass bitten. Ein vielversprechendes Debüt.

 

Der griechische Autorenfilmer Yorgos Lanthimos (»Dogtooth«) legt mit »The Lobster« sein englischsprachiges Debüt vor. Die schwarz-absurde, an den späten Buñuel erinnernde Sozialkomödie erzählt von einer Welt, in der Singles dazu gezwungen sind, in einem entlegenen Hotel neue Lebenspartner zu finden, ansonsten werden sie buchstäblich zum Tier gemacht. In der kalten Lakonie des Films lässt sich ein galliger Kommentar zum Fleischmarkt der Datingportale, zur Skalierung von Menschen, aber auch zur Norm der Zweierbeziehung erkennen.

 

Ben Wheatleys herbeigesehnte Verfilmung von J.G. Ballards Kultroman »High-Rise« lag zur Sichtung noch nicht vor, doch Vorlage samt Trailer versprechen eine düstere Sozialutopie des totalen Komforts in einem Rundum-Glücklich-Hochhaus, dessen Bewohner einander dennoch an die Kehle gehen.

 

Angesichts realer gesellschaftlicher Polarisierung lohnt es sich, die Sondierungen des fantastischen Kino im Blick zu behalten.

 

Sa/So 9./10.4., Residenz. Vorverkauf 

ab Fr 1.4. Infos: fantasyfilmfest.com