Hello Boys!

Eine reine Damenrunde reüssiert in der 12. Präsentation der Julia Stoschek Collection: Mit »Hello Boys« lockt sie augenzwinkernd zu Foto- und Videokunst zeitgenössischer Künstlerinnen, aber auch feministischer Pionierinnen. Schließlich war Videokunst das wichtigste künstlerische Instrument der Feministinnen in den 60er und 70er Jahren.

 

In ihrer titelgebenden Videoperformance »Hello Boys« (1975) bewegt sich die US-Amerikanerin Hannah Wilke (*1940) nackt und höchst lasziv zu Rockmusik hinter einem großen Aquarium mit ein paar Fischen. Kryptisch sodann Trisha Donnellys großformatige, gleich zwei Räume bespielende Printserie »Satin Operator« von 2007, in der die kalifornische Multimediakünstlerin (*1974) in repetitiver Popartmanier das merkwürdig verzerrte Porträt eines alten Hollywoodsternchens zeigt. Auf einer Reihe von Monitoren schließlich Klassiker feministischer Aktions- und Peformance-Kunst: die Österreicherin Valie Export (*1940), die mit ihrem »TAPP und TASTKINO« von 1968 — einer vor ihren nackten Brüsten angebrachten Box — durch München spazierte und der gerne zugreifenden männlichen Öffentlichkeit pro Person eine halbe Minute für wilde Tastkinophan­tasien bot. Oder Martha Roslers Hausfrauen-Hassstück »Semiotics of the Kitchen« von 1975, in dem die New Yorkerin in einem miefigen Küchenambiente allerlei Kochwerkzeug vorführt, brav benennt und die artige Vorzeigegebärde in höchst verächtlicher Geste ­gipfeln lässt.

 

Aus ihrer »Vampire«-Serie zeigt Jen Denike (*1971) in »Shipwreck« (2005) einen auf dem Bauch liegenden, entkräfteten Frauenkörper auf wasserumspülten Sandstrand, was naturgemäß Stoff für Spekulationen liefert. Ähnlich die makaber tänzelnden Frauengestalten auf den Röntgenbildern in dem spektakulären 16-Millimeter-Film »Sanctus« (1990) der Experimentalfilmerin Barbara Hammer(*1939).

 

Natürlich hätte zu »Hello Boys« die ein oder andere deutsche Position gut gepasst, etwa die nicht nur national bedeutsame Ulrike Rosenbach. Aber »Hello Boys« ist ohnehin eher als süffisant assoziative Zu­­sammenschau denn als systematische Aufarbeitung von Gendergeschichte gedacht.

 

Parallel: Number Eleven:
Cyprien Gaillard, bis 31.7.