»Im Restaurant — Eine Geschichte aus dem Bauch der Moderne«

von Christoph Ribbat

 

Das Restaurant als Theater: Auf der Bühne speisen die Gäste, hinter den Kulissen aber schnurrt ein Apparat aus Gerät und Menschen, die schuften, schwitzen, schimpfen. Hier Genuss und Kultiviertheit, dort harte Arbeit, auch Verrohung — von diesem Gegensatz erzählt der Kulturwissenschaftler Christoph Ribbat.

 

Insbesondere die erste Hälfte dieses Buchs ist eine lose, gut lesbare Abfolge von Anekdoten, erhellenden Fakten und anregenden Beobachtungen. Ribbat präsentiert Fundstücke aus Tagebüchern, Zeitungen, Literatur und zeigt, welche literarische Kunst die Nacherzählung sein kann. Es sind Schlaglichter auf 250 Jahre Kulturgeschichte des Restaurants. Ribbat argumentiert nicht für eine These, sondern eröffnet einen multiperspektivischen Blick. Soziologisch geschult weiß er um Ambivalenzen: Kellner und Köche sind mal Opfer dieses Systems, mal leben sie darin ihre Macht aus und spucken in die Suppe. Ribbats Verdienst ist es, über die sozialen Bedingungen des Restaurants aufzuklären. Kulinarische Expertise ist seine Sache nicht. Dieses erhellende Buch ist eher Büfett als ausgeklügeltes Menü. Aber man wird bestens versorgt.

 

Suhrkamp, 228 S., 19,95 Euro