In der Finca eingeschlossen: NUNUK

Neues aus der Manufaktur

Mit ihrer Band NUNUK setzt Jenny Thiele auf edlen Pop dank kontrollierter Experimente

Ihr Debütalbum »Haus« hat Jenny Thiele vor vier Jahren noch unter eigenem Namen veröffentlicht, aber schon damals als »Abschluss von etwas« bezeichnet. Nun kehrt sie mit neuem Album und kompletter Band zurück: »Nach meinem Solo-Debut habe ich nach Inspiration gesucht, bin für einen Monat nach Island gereist und habe dort den Namen NUNUK erfunden«, berichtet die Endzwanzigerin im Interview. »Durch die Erfahrung mit ›Haus‹ habe ich gemerkt, dass ich meine Musik lieber unter einem Pseudonym veröffentlichen möchte, um mich und meine musikalische Welt unabhängiger von meiner privaten Person immer wieder neu erfinden zu können.«

 

Das Vorhaben ist gelungen: Auf »Tearin’ down walls« präsentieren NUNUK, zu denen neben Thile noch Irene Novoa (Synthesizer, Backingvocals), Julius Oppermann (Drums) und Lucia Fumero (Piano, Synths) gehören, ein glasklar produziertes Hybrid aus soulig angehauchtem Folkpop und kantiger, Breakbeat-lastiger Elektronik. Gemessen an ihren gesanglichen Fähigkeiten könnte Thiele locker im ganz großen Pop-Game mitspielen — will sie aber nicht. Stattdessen werden die bisweilen extrem gefälligen Ansätze immer wieder durch Soundfrickeleien, komplexe Wendungen und ausgefallene Arrangements auf Abwege geleitet. Über allem steht die Ambition, eine eigene künstlerische Vision auf Platte zu bannen. 

 

Der aufwändige Entstehungsprozess des Albums, von dem Thiele berichtet, spricht Bände: »Letzten Sommer sind wir als Band für zwei Wochen nach Spanien ge-fahren, haben uns in eine Finca eingeschlos-sen und jeden Tag zwölf Stunden an den Songs gearbeitet. Im September sind wir dann ins Studio und hatten unseren Co-Producer Sascha Thiele dabei, der un-sere Aufnahmen geleitet und die Songs ver-feinert hat.« Doch damit war noch längst nicht Schluss: »Ju-lius hat im dritten Schritt unser aufgenommenes Material editiert und co-pro-duziert. Dann haben wir mit dem Produzenten Julian David aus Köln zusammen gearbeitet, der den Songs ei-nen wichtigen Schliff verpasst hat.«

 

Ein derart ausgeprägter Soundfetischismus ist ungewöhnlich für eine deutschsprachige Band, wobei Thiele für NUNUK einige Songs inzwischen auf Englisch getextet hat. Die Zweigleisigkeit ist ihr eine wichtige künstlerische Entscheidung: »Ich kann mich mit englischen Texten anders ausdrücken als mit deutschen. Es entsteht eine gewisse Distanz zum Inhalt, was mir ab und zu gut gefällt.« Dabei ergeben sich offenbar starke Überraschungsmomente: »Wenn wir das Konzert mit englischsprachigen Songs eröffnen und dann als drittes einen deutschen Song vor deutschsprachigem Publikum spielen, öffnen sich die Ohren der Hörer plötzlich viel krasser.«

 

NUNUK haben viel vor, gehen auf ausgedehnte Tour und wollen es richtig wissen: »Da wir alle freiberufliche Musiker sind, ist es erklärtes Ziel von NUNUK, eines Tages von der Band leben zu können. Ich habe Vertrauen, dass wir das schaffen, ohne die künstlerische Vision oder uns zu verlieren.«

 

Infos unter jennythiele.de