Nach seiner feinfühligen, preisgekrönten Coming-of-Age-Studie »Boyhood« taucht Richard Linklater mit einem Film im Geiste seiner Highschool-Komödie »Dazed and Confused« (1993) nun in die frühen 1980er Jahre ein. Handlungsort ist eine texanische Hochschulstadt, der neue Lebensmittelpunkt vieler junger Menschen, die aus unterschiedlichen Teilen der USA in das Abenteuer College aufbrechen. 

Unter ihnen befindet sich auch der talentierte Baseballspieler Jake, der in das heruntergekommene Wohnhaus seiner zukünftigen Team--kollegen zieht und als Freshman — also Student im ersten Jahr — nicht nur mit offenen Armen empfangen wird. Trotz kleinerer Anlaufschwierigkeiten findet er in der bunt zusammengewürfelten Baseballtruppe schnell Anschluss und begegnet schon bald der hübschen Beverly. Es beginnt die aufregende Partyzeit kurz vor Semesterstart. 

Jugendlicher Leichtsinn, Sex, Drogen und ausgelassene Tanznächte — »Everybody Wants Some!!« beschwört den typischen Geist des US-amerikanischen Collegefilms und bringt die darin immanente Unbekümmertheit zum Ausdruck. Linklater schafft es jedoch, das bestens vertraute Lebensgefühl und die altbekannten Muster so abzuwandeln, dass ein Kosmos entsteht, der nicht nach festgefahrenen Drehbuchregeln funktioniert. Sehr schön zu sehen am Beispiel der anfangs etablierten Liebesgeschichte, die der Film überraschenderweise eine Zeit lang fallen lässt, um sie später auf unaufgeregte Weise weiterzuentwickeln.

Ein besonderes Augenmerk legt der texanische Regisseur und Drehbuchautor auf die Dynamik innerhalb der Baseballmannschaft, deren Mitglieder nur in wenigen Fällen etwas überzeichnet wirken. Ähnlich wie »Boyhood« setzt sich »Everybody Wants Some!!« vor allem aus alltäglichen Beobachtungen und kleinen Nebensächlichkeiten zusammen, die in ihrer Kombination deutlich spannender sind als eine konventionelle Wendepunkt-Dramaturgie. Die meisten Figuren erscheinen lebensechter, als man es aus ähnlichen Werken gewohnt ist. Und am Ende fällt es wirklich schwer, sich von Jake und seinen sympathischen Freunden zu verabschieden. Linklaters Talent für sensibles Erzählen wird auch in den Momenten greifbar, in denen »Everybody Wants Some!!« die Angst vor dem Ende der unbeschwerten Collegezeit und dem Ernst des Lebens ungezwungen, aber ehrlich thematisiert. 

Everybody Wants Some!! (dto) USA 2016,R: Richard Linklater, D: Zoey Deutch, Blake Jenner, Ryan Guzman, 116 Min. Start: 2.6.