The Orchestra of Syrian Musicians

Der Krieg hat auch das zerstört: Das neunzigköpfige »Syrian National Orchestra for Arabic Music« zerfiel 2011 nach Ausbruch des Bürgerkriegs. Die meisten Musiker gingen ins Exil. Über fünf Jahre später hat Dirigent Issam Rafea seine Musiker wieder um sich geschart und kann eine kleine Konzerttour starten. Die Musiker begreifen ihr Orchester als Abbild der syrischen Gesellschaft — wenn es dieser möglich wäre, in Frieden zu leben. Sie legen Wert darauf, ihre Konzerte weder als Statement gegen das Regime noch als Bestandteil einer Strategie, Assad wieder ins Spiel der internationalen Diplomatie zu bringen, zu verstehen. Sie wollen zeigen, wie vielschichtig die syrische Realität einst war, wie lebendig Kunst und Musik. Diese Realität hat sich wieder zur Utopie zurückentwickelt.

 

Einen wahrhaft utopischen Charakter nehmen diese Konzerte aber auch durch die Beteiligung eines Entrepreneurs an, der vor zehn Jahren sei-ne simple Rockstar-Rolle hinter sich ließ und als Elder Statesman an einer global versöhnten Pop-Sprache arbeitet. Es ist Damon Albarn.

 

Albarn hat mit dem syrischen Orchester schon vor sieben Jahren zusammengearbeitet und ihre Musik in sein virtuelles Superstar-Projekt Gorillaz einfließen lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Albarn diese merkwürdig hysterische Welt des Britpop schon verlassen, seitdem saugt er seine Musik mit allen nur erdenklichen Sounds, die nicht nach Britpop klingen, voll. Als Mentor der neueren (west-)afrikanischen Popmusik wirkt er mitunter arg staatsmännisch, aber er ist so honorig, dass er im Zweifelsfall -hinter seinen Projekten verschwindet und anderen den Vortritt lässt. Eines dieser Projekte ist das Mu-si-kernetzwerk Africa Express, das die Konzerte des syrischen Exilorchesters präsentiert und ihre arabische Musik mit zeitgenössischem Pop kombinieren wird. Albarn huscht auch durch die Kulissen, aber er weiß sich zurückzunehmen.

 

Er hat mittlerweile ein bisschen was von André Heller: Albarn präsentiert Pop-Ideen, ist genial darin, sie unkonventionell zu kombinieren, greift lässig auf seinen eigenen Fundus an Songs und -Styles zurück und ist trotzdem kein Selbstdarsteller. Seine Partnerschaft mit dem Orchestra of Syrian Musicians wird hoffentlich groß rauskommen.