Musik aus dem Netz

Nachtstück Records

 

Oft denken wir in letzter Zeit: Net-labels sind eigentlich tot. Und dann taucht das auf: Nachtstück Records aus Braga, Portugal, gegründet 2014 von Tiago Morais Morgado. Gefunden über einen Facebook-Post von Peter Kirn, der auf Nachtstück ge-rade unter dem Moniker Alchemic Harm zusammen mit Szilvia Lednitzky aka Lower Order Ethics eine gleichnamige Platte veröffentlicht hat. Wir hören, übelst finsteren, freigeistigexperimentellen Ambient, von dem sich Ridley Scotts Sounddesigner demnächst bitte inspirieren lassen mögen. Noch eindringlicher und spukiger macht die Musik, dass Lednitz-ky und Kirn mit ihrer Musik »Acous-tics of Damage« heraufbeschwören wollen — über die Gründe mehr weiter unten. Das Tolle ist: Zum Teil (Track vier, »Paradisaeidae«) ist das sogar tanzbar. Wir stellen uns, ohne es zu kennen, sowas wie das Berghain um 4 Uhr 30 an einem Sonntagmorgen vor. 

 

Peter Kirn kennen wir als umtriebigen Blogger an der Schnittstelle von Musik und Technik (CDM — createdigitalmusic.com), Dinge-Erklärer (Workshops und Vorträge zu Musiktechnik, Sounddesign, Hacking), Space-Afficionado (»Space Science Sound System«) und als Musiker, solo oder mit Benjamin Weiss als Nerk/Kirn. Über Frau Lednitzky ist leider nicht viel rauszukriegen, außer dass sie Bookerin, Managerin und Spezialistin für elektronische Musik ist und als DJ ebenfalls unter dem Namen Lower Order Ethics auflegt und Musik produziert.

 

Sämtliche auf Nachtstück -Re--cords veröffentlichte Musik steht unter Creative Commons-Lizenz und kann gratis oder — bevorzugt — gegen eine Spende für wechselnde wohltätige Zwecke heruntergeladen werden. Im Fall »Alchemic Harm« kommen diese der -Tinnitus Re-search Initiative (tinnitus-research.org) zugute, um das zu schützen, was uns allen so wichtig ist: das Hören. Bisherige Spenden gingen aber auch an UNICEF oder die Processing Foundation, die die gleichnamige Open Source-Programmiersprache unterstützt, die in den elektronischen Künsten zum Einsatz kommt. 

 

Musikalisch gibt es auf Nachtstück noch viel mehr zu entdecken: Stockhausens »Sirius«, interpretiert vom Taller-Ciclo-Kollektiv aus Chile; experimentelle Solo-Bratsche oder Elektronik-Experimente vom Labelmacher Tiago Morais Morgado. Einmal durch den Label-Katalog klicken lohnt sich, nicht nur für Experimental-Liebhaber.