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Diverse, »Hi-Five!«

 

Erinnert sich noch jemand an Twee? Jene leicht süßliche Variante des Indiepops, die ihren Anfang in der 80ern mit der Veröffentlichung des mittlerweile legendären C86-Samplers der britischen Musikzeitschrift NME nahm, in den 90ern ihren Höhepunkt fand, später immer weiter zerfaserte, und der schließlich Größen wie Brillant Corners, Magnetic Fields oder Pastels zugerechnet wurden? 

 

Wie dem auch sei: Nachdem diese Welle nun schon ein Weilchen abgeebbt ist, haben sich diverse Netlabels des Genres angenommen. Eines davon ist Eardrums-Pop, gemacht von vier Leuten, die nur beim Vornamen genannt werden wollen und sich wie so oft über den europäischen Kontinent verteilen. Gestartet wurde das Label von Knut, der zunächst drei »SeasonalCompilations« veröffentlichte und mit der vierten, »BetweenTwoWaves«, einen kleinen Erfolg einfuhr. Großen Wert legt das Labelteam, das zum Teil aus professionellen Illustratoren besteht, aufs Design und, ja, die liebevoll gestalten Cover heben sich wohltuend vom Netlabel-Einheitsbrei ab. Mit dem vor kurzem erschienenen, neuerlichen Sampler »Hi-Five!« wird das fünfjährige Jubiläum des Labels gefeiert. Obwohl man die 38 (!) Songs im Grunde gut durchhören könnte, empfehlen wir die Rezeption in geringer Dosierung (Überzuckerungsgefahr).

 

 

Imaski

 

Noch in der vorletzten Kolumne berichteten wir über Peter Kirns Projekt »Alchemic Harm« — und kommen nicht umhin, schon wieder auf eine neue Veröffentlichung des umtriebigen Bloggers, Musiktechnologen und Musikers hinzuweisen, das auf seinem frisch gestarteten Label Establishment Records erscheint. Von ihm als »flirtatious, techno-tinged hyperreal pop« bezeichnet, hören wir nervösen, samplebasierten wie von Androiden programmierten Techno, der, gekoppelt mit den parallel veröffentlichten Videos der Filmemacherin Anna Maria Olech, in der Tat heftigst »flirtet« — und zwar mit euch. Unbedingt ansehen. Und anhören.

 

 

C-Doc, »Quit«

 

Obwohl nach recht konventionellen Downtempo-Mustern gestrickt hat es uns diese frisch veröffentlichte Maxi angetan — vermutlich ob eines schlichten Tricks des Produzenten, der angibt, das Werk sei eine Hommage an seinen Lieblingsfilm »Blade Runner«. Mal abgesehen davon, dass sowas bei uns als Science-Fiction-Fans meistens funktioniert, schafft es C-Doc durch clevere Arrangements und die Verquickung geschickt eingestreuter Dissonanzen mit gefälligeren Flächen spielend, die gewünschte Atmosphäre zu erzeugen.

 

Am »Netlabel Day«, 14. Juli 2016, ist nicht nur das volle Album »Blocsonic« erschienen, das freundliche Netlabel aus Maine hatte für den Tag neun (!) weitere Veröffentlichungen angekündigt und startet die »samplePackseries« mit CC-BY-lizenzierten, also frei verwendbaren Samples seiner Künstlerinnen und Künstler.