Alles unter Kontrolle: Oliver Maier mit geschultem Blick bei der Arbeit

»Achten Sie auf den Lappen!«

Oliver Maier, Lebensmittelkontrolleur der Stadt Köln, über Hygiene im Restaurant, seine Bilanz der Eissaison und verdächtige Gurken

Herr Maier, Sie haben eine vorläufige Bilanz zur Eissaison gezogen. Bei der Hälfte der Kontrollen in Eiswagen und Eisdielen gab es »leichte Verstöße«. Welche?

Etwa unvollständige Hygiene-Dokumentationen, fehlende Gesundheitszeugnisse oder auch mal Dreck hinterm Kühlschrank. Massive Verstöße können aber auch zur Schließung führen.

Das kommt aber fast nie vor, Ihre vorläufige Bilanz ähnelt der des Vorjahres. Alles nicht alarmierend, oder?

Am Ende eines Jahres landet man meist bei ähnlichen Zahlen. Aber mehr Kontrollen würden auch automatisch mehr Verstöße aufdecken.

Im NRW-Landtag wurde vor Jahren eine Hygiene-Ampel verhindert.

Sie sollte die Resultate der letzten Kontrolle transparent machen. In Dänemark und anderen Staaten gibt es das, und es funktioniert. Die Beanstandungsquote ist dort gesunken. Aber ich möchte nicht derjenige sein, der bei einem Lokal die Ampel auf Rot setzen muss. Das ist natürlich massiv, weil trotz Nachbesserung dann bis zur nächsten Kontrolle oft Monate vergehen, bis die Ampel wieder auf Grün gesetzt werden kann.

Gibt es bei Ihren Kontrollen Ärger?

Einmal hat man mich, ich sage mal: aus dem Betrieb geleitet, und ich sollte die Fotodokumentation auf meinem Handy löschen. Das erleben wir selten, aber der Ton ist rauer geworden. Bei Fachschulungen ist Deeskalation oft ein Thema.


Ich habe mich oft gewundert, dass nicht mehr passiert
Oliver Maier, Lebensmittelkontrolleur

Verbraucher können Ihnen Hinweise geben. Ist der Ton da auch rauer?

Da ist alles dabei. Vom unzufriedenen Gast, der versucht, den Wirt in Misskredit zu bringen, bis hin zu Beschwerden, die sich als berechtigt herausstellen. Und es gibt Unkenntnis: Wir sollten mal einen Supermarkt prüfen, weil es dort »Gurken mit Pickeln« gebe. Aber so sehen Gurken halt aus, die nicht gerade aus dem ­holländischen Karton kommen.

Verdirbt Ihnen der professionelle Blick schon mal den Appetit?

Schlimm war’s mal bei einem Eis-Bimmelwagen. Mein Kind wollte unbedingt ein Eis. Als ich den ­Wagen sah, habe ich gesagt: Wir gehen lieber in ein Eiscafé. Da wollten ihm Leute in der Schlange aus Mitleid Geld zustecken.

Die meisten Menschen scheinen ein robustes Immunsystem zu haben.

Ich habe mich oft gewundert, dass nicht mehr passiert, wenn ich bedenke, welche Zustände man manchmal sieht. Vor vielen Jahren hatten meine Frau und ich mal Aioli in einem Lokal. Als wir die weggefuttert hatten, kam eine zweite Portion — da haben wir uns angeguckt und wussten: Okay, die ist jetzt frisch! Meine Frau hatte drei Tage den Magen verdorben. Ich hatte nichts. Aber Menschen sind unterschiedlich robust.

Schaut man sich die Toiletten an, weiß man, wie’s in der Küche aussieht, richtig?

Ich rate zum gesunden Menschenverstand: Wie sieht das Lokal aus, wirkt es gepflegt, machen die Mitarbeiter einen guten Eindruck?

Und worauf sollte man beim Eis achten?

Auf den Lappen! Wenn darauf der Eisportionierer ­abgelegt wird, ist das nicht gut — bloß für Keime. Der Portionierer sollte jedes Mal unter Wasser gereinigt werden.

Was ist denn Ihr Lieblingseis? ­

Softeis — mit Schokosoße. Dafür lasse ich alles stehen.

Was?! Das war in den 70er Jahren als Salmonellenschleuder berüchtigt!

Eltern haben es ihren Kindern verboten! Kenn ich! Ich bin Jahrgang 1970. Aber die Produkte und die Technik haben sich in hygienischer Hinsicht enorm verbessert. Damals stand auch öfter mal eine saure Milch im Kühlregal, passiert heute auch nicht mehr.

Oliver Maiers privater Internetauftritt als Lebensmittelkontrolleur findet sich auf kontrolle-isst-besser.de