Fleischwurst mit Motiv

Wie steht es um die Nachhaltigkeit in der Lebens­mittelbranche? Eindrücke von der Anuga

Nachhaltigkeit ist auch im Ernährungsbereich das Modewort schlechthin. So hieß es im Oktober auch bei der Anuga, immer­hin die globale Nummer eins der Lebensmittel- und Getränke­messen: sustainable growth, also nachhaltiges Wachstum. Es war das Leitthema der Messe.

Tatsächlich: Direkt hinter dem Haupteingang können sich Besucher:innen informieren — über nachhaltigen Fischfang oder fair gehandelten Kakao. Nur: Die wenigsten verweilen hier. Eiligen Schrittes geht es in die großen Hallen. Drei offerieren Fleisch und Wurst in mannigfaltigen Varianten. Für sämtliche Bio-Produkte ist eine Halle vorgesehen.

Immer noch nicht ausgestorben ist die Fleischwurst mit Motiv — vom süßen Teddybären bis zum fröhlichen Clownsgesicht. So begeistert man die Kleinsten für schlechte Qualität. Das gilt auch für Käse: Um ihn Kindern schmackhaft zu ­machen, wird er etwa mit Beerenaroma angereichert. Sicher nicht nur für den erwachsenen Gaumen zum Ausspucken.

Um Kindern Käse schmackhaft zu machen, wird er mit Beerenaroma angereichert

Auch die veganen Produkte ­wirken wenig nachhaltig. Hoch verarbeitete Fisch- und Fleisch-Imitate werden zum Probieren angeboten. Egal, ob vegan oder mit Fisch: Beide Produkte sind in Konserven zu kaufen. Und es bleibt auch bei vermeintlich nachhaltigen Innovationen bei viel Verpackungsmüll.

Natürlich gibt es auch Unter­nehmen und Start-ups, die ande­re Wege gehen wollen: wieder­verwendbare Verpackungen, umweltverträglicher Muschelfang oder Landwirtschaft, die stärker im Einklang mit der ­Natur stehen soll. Doch im Gespräch sind die Anbieter:innen ernüchtert: Das ist nicht unsere Messe, hier sind nicht unsere Kund:innen, lautet oft das Fazit.

Die Nahrungsmittel-Branche setzt weiter darauf, uns mit verlockenden Angeboten vom Herd fernzuhalten. Da kann es noch so viele Fischfilets aus Weizenmehl geben — die Food-Industrie wird unsere Welt nicht retten.