Verkehr

Wir haben uns angeschaut, wie es um einige wichtige Politik­felder bestellt ist. Worüber wird gestritten, was ist erreicht? Welche Herausforderungen stehen jetzt an?

Der Verkehr ist ein sehr alltagsnahes Feld der Kommunalpolitik. Sobald man den Fuß vor die Tür setzt, steht man mittendrin. Und in einem sind sich fast alle Kölnerinnen und Kölner einig: So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Sich in Köln fortzubewegen ist nicht effizient, aber ungesund und gefährlich. Das gilt für alle Verkehrsträger. Aber nicht alle sind daran gleichermaßen schuld. Politik und Stadtspitze sind sich deshalb einig, dass in Köln weniger Wege mit dem Auto zurückgelegt werden müssen.

Im Schnitt hat fast jeder zweite Kölner einen PKW. Hinzu kommen fast 350.000 Menschen, die werktags in die Stadt pendeln — viele mit dem Auto. Mit dem sogenannten Strategiepapier »Köln mobil 2025« setzte sich Köln zwar das Ziel, den Anteil des Autoverkehrs bis spätestens 2030 auf 33 Prozent zu reduzieren. Doch selbst wenn das gelänge, würde die Anzahl der Autos auf den Straßen wohl weiter wachsen. Köln steckt bei der Mobilitätswende fest, dem Verkehr droht der Kollaps.

Das verwundert. Zum einen hat Köln eine lebhafte Szene an Initiativen. Ringfrei, Radkomm, ADFC oder Agora werden nicht müde in ihren Bemühungen. Zum anderen ist selbst die Politik weiter, als es der Blick auf Kölns Straßen vermuten lässt. Forderungen nach einer autofreien Altstadt oder der Stärkung des Radverkehrs sind im Stadtrat längst verkehrspolitischer Mainstream. Nicht zuletzt sitzt der Stadt die Deutsche Umwelthilfe mit einer Klage wegen zu hoher Stickoxidwerte im Nacken. Es drohen Fahrverbote für Diesel.

Zwar schwärmt man in Politik und Verwaltung von Vorbildern wie dem öffentlichen Nahverkehr in Wien oder den Fahrradparadiesen Kopenhagen und Utrecht. Doch fehlt der Mut, die Entscheidungen zu treffen, es Wien oder Kopenhagen gleichzutun. Zuletzt blockte die Verwaltung die Idee ab, »Pop-up-Bike-Lanes« einzurichten. Weil in der Corona-Zeit viele Menschen aufs Fahrrad umsteigen, nutzen Großstädte weltweit die Chance, unbürokratisch Verkehrsraum umzuwidmen.

OB Henriette Reker betont oft, wie wichtig ihr ein Umschwung im Verkehr sei, gibt selbst aber kaum Impulse. Ihre Verkehrsdezernentin Andrea Blome ist nicht für die Mobilitätswende nach Köln gekommen. Blome verfolgt stattdessen ein Sehnsuchtsprojekt, über das der neu zusammengesetzte Stadtrat entscheiden wird: Der Ausbau der Ost-West-Achse, auf der die KVB-Linien 1, 7 und 9 fahren, gilt aus »Jahrhundertprojekt«. Die Grünen wollen oberirdisch ausbauen, die CDU will einen U-Bahn-Tunnel buddeln. Geschätzte Fertigstellung: Ende der 2030er Jahre.